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Krieg ohne Grenzen
Die neue Kolonisierung der Welt
Maria Mies unter Mitarbeit von Claudia von Werlhof

PapyRossa Verlag, 228 Seiten, EUR 14,80;
ISBN 3-89438-286-4

Die neoliberale Globalisierung führt zum Krieg. Kriege sollen diese Globalisierung weiter befördern.

So die zentrale These im neuen Buch von Maria Mies "Krieg ohne Grenzen. Die neue Kolonisierung der Welt". In dem Buch analysiert die emeritierte Soziologieprofessorin aus Köln die Neuen Kriege, wie sie heute in der Welt geführt werden. Deren Zweck sieht sie ausschließlich in der weltweiten Durchsetzung der neoliberalen Wirtschaftspolitik.

Durch Krieg für den freien Welthandel geöffnet...

Zunächst beschreibt Maria Mies, dass Staaten, die nicht gewillt sind, sich dem neoliberalen Diktat zu beugen, durch Krieg für den freien Welthandel "geöffnet" werden. Anhand des NATO-Kriegs gegen Jugoslawien 1999, dem Krieg der USA gegen Afghanistan nach dem 11. September 2001 und dem jüngsten Krieg der USA gegen den Irak, überprüft sie ihre These. Sie bringt den NATO-Krieg gegen Jugoslawien in Zusammenhang mit der neoliberalen Globalisierung. Das Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) von 1990 enthielt Maria Mies zufolge Strukturanpassungsprogramme (SAP), die auf die Einführung neoliberaler Marktstrukturen in das sozialistische Jugoslawien abzielten. Eine Sofortvereinbarung mit dem IWF, ein Strukturanpassungskredit der Weltbank, das Einfrieren der Löhne auf dem Niveau von 1989 trotz hoher Inflation, die Verwendung von Staatseinnahmen zur Schuldentilgung - all das führte zum wirtschaftlichen Ruin der jugoslawischen Republik. Ziel dieser "Reformen" war Maria Mies zufolge die Auflösung sozialistischer Strukturen und die Privatisierung des öffentlichen Sektors. Die Arbeitslosigkeit stieg enorm, viele Staatsfirmen gingen bankrott. Es entstanden Feindseligkeiten zwischen Volksgruppen, Sezessionsbestrebungen verstärkten sich - von USA und Deutschland gefördert - und wurden dann als uralte ethnische Konflikte verkauft. Mit dem Trick der "humanitären Intervention" wurde ein Krieg der NATO gegen Jugoslawien legitimiert, wodurch die gesamte Region in wirtschaftliche Abhängigkeit vom Ausland geriet, so die Argumentation der Autorin.
Damit räumt Maria Mies endlich mit der weitverbreiteten Vorstellung auf, heutige Kriege seien vor allem ethnisch motiviert. Sie zeigt vielmehr, dass gerade durch das Eingreifen von IWF & Co. in den betroffenen Ländern die Armut zunimmt, wodurch die Voraussetzungen für gewalttätiges Austragen von Konflikten gelegt werden. Diese würden oft von den entsprechenden Eliten bewußt geschürt, um für die USA und die EU als Vorwand für Kriegseinsätze herzuhalten. Die Staaten der europäischen Union kommen also keineswegs besser weg als die USA, was in Bezug auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zu diskutieren bleibt.
Insgesamt bringt Maria Mies starke Argumente dafür vor, daß die Rahmenbedingungen für den neoliberalen Markt durch Kriege geschaffen werden. Vorsichtig könnte die Frage gestellt werden, ob hinter den Handlungen der Industrieländer tatsächlich immer rein rationale und strategische Überlegungen stehen, oder ob die Neuen Kriege auch als Ausdruck der Gewalt, wie sie auf der Welt infolge extrem ungleicher Wirtschaftsbeziehungen besteht, gesehen werden muss.

Eine neue Form von Imperialismus...

Sicherlich wichtig ist die Feststellung von Maria Mies, daß wir es mit einer neuen Form des Imperialismus zu tun haben, was endlich auch von Globalisierungsgegnern im Norden deutlich gemacht werden müsste. Einen Hoffnungsschimmer gibt Maria Mies´ Einschätzung, daß die Länder des Südens dies längst erkannt haben und ein hohes Potential besitzen, sich gegen diesen Imperialismus zur Wehr zu setzen.

 

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