Die
neoliberale Globalisierung führt zum Krieg. Kriege sollen diese Globalisierung
weiter befördern.
So die zentrale These im neuen Buch von Maria Mies "Krieg ohne Grenzen.
Die neue Kolonisierung der Welt". In dem Buch analysiert die emeritierte
Soziologieprofessorin aus Köln die Neuen Kriege, wie sie heute in der
Welt geführt werden. Deren Zweck sieht sie ausschließlich in der weltweiten
Durchsetzung der neoliberalen Wirtschaftspolitik.
Durch Krieg für den freien Welthandel geöffnet...
Zunächst beschreibt Maria Mies, dass Staaten, die nicht gewillt sind,
sich dem neoliberalen Diktat zu beugen, durch Krieg für den freien Welthandel
"geöffnet" werden. Anhand des NATO-Kriegs gegen Jugoslawien 1999, dem
Krieg der USA gegen Afghanistan nach dem 11. September 2001 und dem jüngsten
Krieg der USA gegen den Irak, überprüft sie ihre These. Sie bringt den
NATO-Krieg gegen Jugoslawien in Zusammenhang mit der neoliberalen Globalisierung.
Das Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) von 1990 enthielt
Maria Mies zufolge Strukturanpassungsprogramme (SAP), die auf die Einführung
neoliberaler Marktstrukturen in das sozialistische Jugoslawien abzielten.
Eine Sofortvereinbarung mit dem IWF, ein Strukturanpassungskredit der
Weltbank, das Einfrieren der Löhne auf dem Niveau von 1989 trotz hoher
Inflation, die Verwendung von Staatseinnahmen zur Schuldentilgung - all
das führte zum wirtschaftlichen Ruin der jugoslawischen Republik. Ziel
dieser "Reformen" war Maria Mies zufolge die Auflösung sozialistischer
Strukturen und die Privatisierung des öffentlichen Sektors. Die Arbeitslosigkeit
stieg enorm, viele Staatsfirmen gingen bankrott. Es entstanden Feindseligkeiten
zwischen Volksgruppen, Sezessionsbestrebungen verstärkten sich - von USA
und Deutschland gefördert - und wurden dann als uralte ethnische Konflikte
verkauft. Mit dem Trick der "humanitären Intervention" wurde ein Krieg
der NATO gegen Jugoslawien legitimiert, wodurch die gesamte Region in
wirtschaftliche Abhängigkeit vom Ausland geriet, so die Argumentation
der Autorin.
Damit räumt Maria Mies endlich mit der weitverbreiteten Vorstellung auf,
heutige Kriege seien vor allem ethnisch motiviert. Sie zeigt vielmehr,
dass gerade durch das Eingreifen von IWF & Co. in den betroffenen Ländern
die Armut zunimmt, wodurch die Voraussetzungen für gewalttätiges Austragen
von Konflikten gelegt werden. Diese würden oft von den entsprechenden
Eliten bewußt geschürt, um für die USA und die EU als Vorwand für Kriegseinsätze
herzuhalten. Die Staaten der europäischen Union kommen also keineswegs
besser weg als die USA, was in Bezug auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts
zu diskutieren bleibt.
Insgesamt bringt Maria Mies starke Argumente dafür vor, daß die Rahmenbedingungen
für den neoliberalen Markt durch Kriege geschaffen werden. Vorsichtig
könnte die Frage gestellt werden, ob hinter den Handlungen der Industrieländer
tatsächlich immer rein rationale und strategische Überlegungen stehen,
oder ob die Neuen Kriege auch als Ausdruck der Gewalt, wie sie auf der
Welt infolge extrem ungleicher Wirtschaftsbeziehungen besteht, gesehen
werden muss.
Eine neue Form von Imperialismus...
Sicherlich wichtig ist die Feststellung von Maria Mies, daß wir es mit
einer neuen Form des Imperialismus zu tun haben, was endlich auch von
Globalisierungsgegnern im Norden deutlich gemacht werden müsste. Einen
Hoffnungsschimmer gibt Maria Mies´ Einschätzung, daß die Länder des Südens
dies längst erkannt haben und ein hohes Potential besitzen, sich gegen
diesen Imperialismus zur Wehr zu setzen.
zurück
zum Bücherregal |