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and life on earth bücherregal
Unter dem Müll
der Acker
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Die
Selbsthilfe der Marginalisierten beginnt im Garten - Nachbarschaftsgärten in
New York City
Was passiert mit Vierteln von Großstädten, wenn die Bevölkerung zunehmend verarmt,
der Staat sich aus seiner Verantwortung zurückzieht und vermeintlich gefährliche
Stadtviertel einer wachsenden Verslumung überlässt? Elisabeth Meyer-Renschhausen
gibt darauf mit ihrem Buch "Unter dem Müll der Acker. Community Gardens in New
York City" eine überraschend positive Antwort. Die Autorin hat die Community
Gardens in New York City in den Jahren 2002 und 2003 besucht und zeigt deren
Bedeutung vor allem für ärmere Bevölkerungsschichten in lebendiger Weise auf,
indem sie die HauptaktivistInnen zu Wort kommen lässt.
Mehrheitlich Frauen haben Brachflächen und Müllplätze zu Gärten umgestaltet,
wo sie jetzt Gemüse und Blumen für den Eigenbedarf sowie zum Verkauf auf Ökomärkten
pflanzen.
Grüne Oasen inmitten vermüllter Betonwüsten...
So entstehen grüne Oasen inmitten vermüllter Betonwüsten. Vor allem in vernachlässigten
Stadtvierteln sind derartige Community Gardens entstanden, was die Entwicklung
einer Art sozialer Selbsthilfebewegung mit sich brachte: wer wenig Geld hat,
verdient sich durch die Bewirtschaftung eines Nutzgartens etwas dazu, bzw. spart
durch Subsistenzwirtschaft Geld für Lebensmittel. Diese Entwicklung hat - wie
Elisabeth Meyer-Renschhausen zeigt - enorm positive Auswirkungen auf die Stadtviertel.
Kriminalität und Vandalismus nehmen ab, vor allem aber stärkt diese Art der
Selbsthilfe das Selbstbewusstsein von Ghettobewohnern an den Rändern der Gesellschaft
und eröffnet ihnen die Chance zur sozialen und politischen Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben.
Die Ghettoisierung als Ursache des Aufkommens der Community Gardens...
Im Stil der Sozialreportage beschreibt Elisabeth Meyer-Renschhausen die Vielfalt
des städtischen Gemüsebaus entlang ihrer Wanderung durch die verschiedenen Community
Gardens in New York City. Sie versteht die Ghettoisierung als Ursache des Aufkommens
der Community Gardens und zeigt überzeugend, daß städtischer Gemüseanbau als
Ausweg aus Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit gesehen werden kann. So bieten
manche Garten-Projekte Beschäftigungsmöglichkeiten für straffällig gewordene
Jugendliche, anderen Nachbarschaftsgärtnerinnen geht es in erster Linie um das
gemeinsame Schaffen eines öffentlichen Raums für alte Menschen, die ohne Garten
sozial isoliert wären. Die positive Wirkung von Community Gardens wird praktisch
und lebensnah geschildert und sollte daher von hiesigen Stadtplanern mehr als
bisher bedacht werden. Anhand des Beispiels der Community Gardens werden aber
auch die massiven sozialen Probleme der USA deutlich gemacht, wie sie uns zukünftig
bevorstehen werden.
Eine "andere" Welt in der ersten Welt...
Eine "andere" Welt in der ersten Welt, die sich außerhalb staatlicher bzw. internationaler
Vorgaben im informellen Raum bewegt. Das Buch ist vervollständigt durch ein
Verzeichnis von einschlägigen Homepage-Adressen.
Siehe auch:
Hier ist eine weitere Rezension des Buches, von Ulrike Solbrig, aus der Berliner
Stadtzeitung "Scheinschlag":
"Subsistenzwirtschaft in der Großstadt: Gemeinschaftsgärten als Orte
der Selbstorganisation am Beispiel New York"
http://www.scheinschlag.de/archiv/2005/01_2005/texte/15.html