women and life on earth bücherregal

Unter dem Müll der Acker
Community Gardens in New York City
Elisabeth Meyer-Renschhausen



Ulrike-Helmer-Verlag, 2004. 176 Seiten m. Abb.,17,95 EUR
(Konzepte / Materialien, Bd. 2, hg. v. Stiftung Fraueninitiative)
ISBN 3-89741-156-3

Die Selbsthilfe der Marginalisierten beginnt im Garten - Nachbarschaftsgärten in New York City

Was passiert mit Vierteln von Großstädten, wenn die Bevölkerung zunehmend verarmt, der Staat sich aus seiner Verantwortung zurückzieht und vermeintlich gefährliche Stadtviertel einer wachsenden Verslumung überlässt? Elisabeth Meyer-Renschhausen gibt darauf mit ihrem Buch "Unter dem Müll der Acker. Community Gardens in New York City" eine überraschend positive Antwort. Die Autorin hat die Community Gardens in New York City in den Jahren 2002 und 2003 besucht und zeigt deren Bedeutung vor allem für ärmere Bevölkerungsschichten in lebendiger Weise auf, indem sie die HauptaktivistInnen zu Wort kommen lässt.
Mehrheitlich Frauen haben Brachflächen und Müllplätze zu Gärten umgestaltet, wo sie jetzt Gemüse und Blumen für den Eigenbedarf sowie zum Verkauf auf Ökomärkten pflanzen.

Grüne Oasen inmitten vermüllter Betonwüsten...

So entstehen grüne Oasen inmitten vermüllter Betonwüsten. Vor allem in vernachlässigten Stadtvierteln sind derartige Community Gardens entstanden, was die Entwicklung einer Art sozialer Selbsthilfebewegung mit sich brachte: wer wenig Geld hat, verdient sich durch die Bewirtschaftung eines Nutzgartens etwas dazu, bzw. spart durch Subsistenzwirtschaft Geld für Lebensmittel. Diese Entwicklung hat - wie Elisabeth Meyer-Renschhausen zeigt - enorm positive Auswirkungen auf die Stadtviertel. Kriminalität und Vandalismus nehmen ab, vor allem aber stärkt diese Art der Selbsthilfe das Selbstbewusstsein von Ghettobewohnern an den Rändern der Gesellschaft und eröffnet ihnen die Chance zur sozialen und politischen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Die Ghettoisierung als Ursache des Aufkommens der Community Gardens...

Im Stil der Sozialreportage beschreibt Elisabeth Meyer-Renschhausen die Vielfalt des städtischen Gemüsebaus entlang ihrer Wanderung durch die verschiedenen Community Gardens in New York City. Sie versteht die Ghettoisierung als Ursache des Aufkommens der Community Gardens und zeigt überzeugend, daß städtischer Gemüseanbau als Ausweg aus Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit gesehen werden kann. So bieten manche Garten-Projekte Beschäftigungsmöglichkeiten für straffällig gewordene Jugendliche, anderen Nachbarschaftsgärtnerinnen geht es in erster Linie um das gemeinsame Schaffen eines öffentlichen Raums für alte Menschen, die ohne Garten sozial isoliert wären. Die positive Wirkung von Community Gardens wird praktisch und lebensnah geschildert und sollte daher von hiesigen Stadtplanern mehr als bisher bedacht werden. Anhand des Beispiels der Community Gardens werden aber auch die massiven sozialen Probleme der USA deutlich gemacht, wie sie uns zukünftig bevorstehen werden.

Eine "andere" Welt in der ersten Welt...

Eine "andere" Welt in der ersten Welt, die sich außerhalb staatlicher bzw. internationaler Vorgaben im informellen Raum bewegt. Das Buch ist vervollständigt durch ein Verzeichnis von einschlägigen Homepage-Adressen.


Siehe auch:
Hier ist eine weitere Rezension des Buches, von Ulrike Solbrig, aus der Berliner Stadtzeitung "Scheinschlag":
"Subsistenzwirtschaft in der Großstadt: Gemeinschaftsgärten als Orte der Selbstorganisation am Beispiel New York"
http://www.scheinschlag.de/archiv/2005/01_2005/texte/15.html

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