frauen und frieden

1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005

Portraits auf deutsch

Vor 100 Jahren bekam Berta von Suttner als erste Frau den Friedensnobelpreis.
Jetzt sind Frauen aus über 150 Ländern gemeinsam 2005 für den berühmten Preis nominiert, vom internationalen Projekt
1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005
150 Kurz-Biografien sind auf der Website des Projekts (englisch) zu finden.

Wir freuen uns, einige Portraits, die wir vom Deutschen ins Englische für das Projekt übersetzt haben, präsentieren zu können. Mit Dank an das Projekt und den vielen Autorinnen, derren Namen jeweils (in Klammern) am Ende eines Kurzportraits stehen.


aus Deutschland:

Bosiljka Schedlich

Südost Europa Kultur e.V.

"Kriegstrauma erfüllt alle Zellen mit Angst, die Genesung davon ermöglicht die Rückkehr zum Frieden, zum Vertrauen, zum Menschsein."

Bosiljka Schedlich, geboren 1948 im heutigen Kroatien, hat 1991 das "Südost Europa Kulturzentrum" in der deutschen Hauptstadt Berlin gegründet, in dem seitdem rund 30.000 Kriegsflüchtlinge aus Ex-Jugoslawien betreut, beraten und therapiert wurden. Die ehemalige Gerichtsdolmetscherin hat Therapiegruppen von Kriegstraumatisierten geleitet und ist auf diese Weise zur Trauma-Expertin geworden. Weil das Zentrum eine antinationationalistische Philosophie hat, waren auch die Gruppen immer ethnisch und religiös gemischt. Da viele Kriegsflüchtlinge inzwischen mehr oder weniger freiwillig zurückkehrten, gingen Bosiljka und ihre Mitarbeiter daran, Versöhnungsprojekte in ehemaligen Kriegsgebieten aufzubauen. Zum Beispiel Patenschaften oder "Erzählcafés", in denen sich Menschen ihre Kriegserlebnisse von der Seele reden können.
(Ute Scheub)
Hier die Biografie der bemerkenswerten Bosiljka Schedlich, die 2000 das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihre Arbeit bekam.

Eine Liste der Veröffentlichungen von Bosiljka Schedlich.

Foto: Karin Albers


Monika Hauser

medica mondiale

"Ich will das Tabu brechen und die Mauer des Schweigens einreißen. Für die Würde gefolterter Frauen."

Monika Hauser, geboren 1959 als italienienische Staatsbürgerin in der Schweiz, ist Frauenärztin und Geschäftsführerin der Frauenhilfsorganisation "medica mondiale" in Köln (Deutschland). 1992, inmitten des Krieges, baute sie in der bosnischen Stadt Zenica ein Therapiezentrum für vergewaltigte und kriegstraumatisierte Frauen auf. Mittlerweile arbeiten dort über 80 bosnische Ärztinnen, Krankenschwestern, Therapeutinnen und andere Fachfrauen. Inzwischen hat sie weitere Projekte für Opfer sexualisierter Gewalt im Kosovo, in Albanien und in Afghanistan gegründet. In anderen Ländern, zum Beispiel im indonesischen Aceh, im Irak oder in der Demokratischen Republik Kongo, unterstützt "medica mondiale" örtliche Frauenorganisationen fachlich und politisch.
(Ute Scheub)

Die Menschenrechtsorganisation "medica mondiale"unterstützt traumatisierte Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten. Die Aktion "Zeit zu sprechen" soll nun die Erlebnisse von Frauen während und nach dem Zweiten Weltkrieg mit aktuellen Schicksalen an vielen Orten der Welt verknüpfen. Das Interview "Zeit zu sprechen" von Telepolis mit Monika Hauser, der Gründerin und politischen Geschäftsführerin von "medica mondiale".

Biografie von Monika Hauser (mit Vorträgen und Fotos zum download)

Ein Portrait von Katja Baumgarten über den Einsatz in Bosnien für das Frauenhilfsprojekt "medica mondiale", über ihren Beruf und das Leben in Deutschland.

MONIKA HAUSER Frauenärztin in Zenica und Köln: Ein Dokumentarfilm von Katja Baumgarten (1995)


Seyran Ates

"Ich bin auf einem langen schmalen Weg Ich gehe Tag und Nacht Ich weiß nicht, in was für einem Zustand ich bin Ich gehe Tag und Nacht..." (Asik Veysel)

Seyran Ates, geboren 1963 in der Türkei, arbeitet als Rechtsanwältin in Berlin und kämpft gegen Zwangsheiraten und Ehrenmorde. 1984 arbeitete die damalige Jura-Studentin in einer Beratungsstelle für türkische Frauen und wurde dort von einem Attentäter angeschossen. Eine weitere Frau starb noch am Tatort. Dennoch hörte Seyran Ates nicht auf, sich öffentlich für Frauenrechte einzusetzen. Als Berlin zur Jahreswende 2004/5 von einer Serie von "Ehrenmorden" erschüttert wurde, forderte sie die Verschärfung bestimmter Strafrechtsparagraphen, worauf ein türkisches Massenblatt eine Kampagne gegen die "irregewordene Anwältin" startete.
(Ute Scheub)
Ein Interview mit Seyran Ates über die rechtliche Grundlage der Zwangsehe in Deutschland in Frida,
das kostenlose Online-Magazin für Frauen.

Der Artikel "Die Tyrannei der Liebe" über Seyran Ates im Greenpeace-Magazin von Alexandra Rigos


aus Camerun:
Martine Bonny Dikongue

"Mein Traum ist, alle Menschen lächeln zu sehen. Nicht weil sie lächeln müssen, sondern weil es von innen kommt."

Die Kamerunerin Martine Bonny Dikongue, geboren 1960, ist studierte Ökonomin und Trainerin für gewaltfreie Konfliktbearbeitung. Sie kümmert sich um die traumatisierten Überlebenden des Völkermords in Ruanda, damit diese wieder Vertrauen in die Welt und in andere Menschen entwickeln können. In Rahmen eines von der deutschen Regierung und der evangelischen Kirche Ruandas finanzierten Projektes arbeitet sie mit Lehrern und anderen Multiplikatoren. Sie hat dafür eine eigene Methode entwickelt, die "Methode der weißen Taube".
(Ute Scheub)


Foto: Karin Albers

aus Costa Rica:
Elizabeth Odio Benito

"Ich bin Optimistin. Ich bin vollkommen überzeugt davon, dass die Erde eines Tages ein besserer Ort zum Leben sein wird. "

Elizabeth Odio Benito ist Vizepräsidentin des Internationalen Strafgerichtshofs im niederländischen Den Haag. Die Rechtsprofessorin aus Costa Rica trug als eine der wenigen weiblichen Richterinnen des UN-Tribunal zu Ex-Jugoslawien entscheidend dazu bei, dass Kriegsverbrechen gegen Frauen, insbesondere Vergewaltigungen und andere Formen sexualisierter Gewalt, nicht mehr länger als Bagatelle abgetan werden konnten. Es ist ihrem und dem Engagement weiterer Frauen zu verdanken, dass in den Statuten des Strafgerichtshofes nunmehr die verschiedenen Formen sexualisierter Gewalt, also Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei, Zwangsprostitution und anderes, als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufgeführt werden.
(Ute Scheub)

Der Artikel "Die verhinderte Richterin" über das Veto im Internationalen Strafgerichtshof von Ute Scheub.

Foto: Karin Albers

aus Gross-Bretanien:
Helen John

Campaign for Nuclear Disarmament, Womenwith Hill

Die frühere Krankenschwester und Hebamme Helen John, geboren 1937, ist Vizepräsidentin der britischen Friedensorganisation Campaign for Nuclear Disarmament (CND). Sie kämpft seit 25 Jahren gegen Atomwaffen und seit 12 Jahren gegen die größte US-Spionageanlage der Welt in Menwith Hill, Yorkshire. Menwith Hill spielt bei satellitengeführten US-Militärschlägen wie in Afghanistan oder Irak und den Star-Wars-Plänen der Bush-Regierung eine große Rolle, außerdem wird dort militärische, politische und wirtschaftliche Spionage großen Ausmaßes betrieben. Helen John führt dort mit viel Witz und zivilem Ungehorsam Protestaktionen gegen die Basis an.
(Ute Scheub)

Die Reportage "Großmütter gegen Big Brother" in der TAZ berichtet über Leben der Helen John (von Ute Scheub)

"Britische Antikriegsbewegung: Wie Kriegsverbrecher stoppen?" Stefan Huth sprach mit Helen John, stellvertretende Vorsitzende der Campaign for Nuclear Disarmament (CND), April 2003


aus Irak:
Susan Ahmed

Iraqi Women´s League

"Es gab immer Alternativen zum Krieg."

Susan Ahmed, geboren 1953 in Bagdad, ist Mitglied der Irakischen Frauenliga. Wegen ihrer Untergrundarbeit für die ethnisch und religiös übergreifend arbeitenden Frauenliga und ihrer Opposition gegen Saddam Hussein wurde sie verfolgt, ihr Vater wurde gefoltert, ihre Schwester ermordet. Die studierte Biologin floh 1982 in die DDR. In den folgenden Jahren und vor allem 1991 und 2003 kämpfte sie ebenso leidenschaftlich gegen die Diktatur Saddam Husseins wie gegen die US-Invasionen. "Es hat immer eine Alternative zum Krieg gegeben", sagt sie.
(Ute Scheub)

Foto: Karin Albers

aus Österreich:
Hildegard Goss-Mayr

"Das Leben jedes Menschen hat einen absoluten Wert"

Seit nunmehr 52 Jahren schult die Österreicherin Hildegard Goss-Mayr im Rahmen des Internationalen Versöhnungsbundes Menschen in gewaltfreiem Widerstand gegen Unrecht und Unterdrückung. Zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Jean Goss hat sie die gewaltfreie philippinische "Rosenkranzrevolution" von 1986 maßgeblich beeinflusst, aber auch die Befreiungstheologie in Lateinamerika oder den gewaltfreien Tyrannensturz in Madagaskar. Der von ihr mitgegründete "Dienst für Frieden und Gerechtigkeit" (SERPAJ) prangerte während der Militärdiktaturen in Brasilien, Argentinien und Chile unter schwierigsten Bedingungen Menschenrechtsverletzungen an.
(Ute Scheub)

Ein Bericht über das Leben und die Arbeit von Hildegard Goss-Mayr

Ein Buchtipp: Der Klassiker "Evangelium und das Ringen um den Frieden" von Hildegard Goss-Mayr

"Zwei Frauen für Frieden und Gerechtigkeit", ein Bericht von www.friedensnews.at

auch auf deutsch: Zehn Portraits der nomierten Frauen aus aller Welt (Brigitte)

Ende November 2005 erscheint ein 2000seitiges Buch in englischer Sprache mit dem Portrait jeder einzelnen nominierten Frau.
Dieses kann ab sofort bestellt werden (für 32Euro).

"Die 1000 Frauen sind Expertinnen in ihren Arbeitsgebieten, sie sind Hoffnungsträgerinnen für die Menschen vor Ort, sie sind unbequem, wissend und fordernd!"
mehr dazu auf der Website


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