Neues
von Internationales FrauenFriedens Archiv, September 2004
"Texas – Kabul: Frauen gegen Krieg" - Ein Film von Helga Reidemeister
Beim diesjährigen Filmfestival in Berlin war die Premiere des Films: "Texas - Kabul -Weltweiter Frauenwiderstand nach dem 11. September gegen Krieg und Gewalt"
In Texas – Kabul wird Friedensarbeit
von vier Frauen aus verschiedenen Ländern vorgestellt:
Arundhati Roy, Delhi, Indien, Schriftstellerin, Globalisierungskritikerin,
Aktivistin
Stascha Zajovic, Belgrad, Serbien Sprecherin der Frauen in Schwarz,
Jamila Mujahed, Kabul, Herausgeberin der einzigen Frauenzeitung in
Afghanistan,
Sissy Farenthold, Houston Texas, USA, Rechtsanwältin, Menschenrechtsaktivistin
Der Film zeigt vier Formen des Krieges, mit denen wir heute in erster
Linie konfrontiert sind:
1. Der ökonomische Krieg, der täglich die meisten Opfer durch Hunger,
Wassermangel und -qualität und vermeidbare Krankheiten fordert. Arundhati Roy
kommentiert, zeigt die Gefahr des Faschismus auf.
2. Der Krieg der lang
andauernden Traumatisierungen , wird am Beispiel der Frauen in Schwarz und
der Frauen von Srebrenica deutlich gemacht. Stascha Zajovic, Sprecherin der
Frauen in Schwarz, Belgrad, berichtet und analysiert. Im Bosnienkrieg war es
zum ersten Mal in der Geschichte möglich, dass, während der Krieg noch tobte,
die zigtausendfachen Vergewaltigungen von Frauen öffentlich werden konnten.
Vor dem Haager Tribunal kann inzwischen Anklage erhoben werden. Für die betroffenen
Frauen gibt es Therapiemöglichkeiten. Die bereitgestellten Mittel hierfür sind
völlig unzureichend.
3. Der Krieg der totalen Zerstörung wird am Beispiel von Afghanistan
gezeigt und durch Jamillah Mujahed kommentiert. Die lang andauernden Folgeschäden
werden aufgezeigt, psychische Schäden durch den Verlust von Familienmitgliedern,
Zuhause und Zukunft. Physisch z.B. am Beispiel von einigen der Millionen Landminenopfer.
Die Langzeitfolgen der Geschosse mit abgereichertem Uran, abgeworfen im Irak,
in Bosnien, im Kosovo, in Afghanistan, die Hunderttausendfach Leben zerstören,
beschreibt Sissy Farenthold.
4. Der Krieg um die Köpfe und Herzen der Kinder und Menschen, um Krieg
führen zu können. Diese Form des Krieges wird am Beispiel von Entertainment
und Werbung für die Kriege der US Army über Großleinwände in Einkaufsstraßen
der Städte oder für Kinder in Fast food Restaurants gezeigt. In einem dieser
Restaurants in Houston/Texas stehen die Kinder mal kurz zwischen ihren Hamburger
auf, nehmen ein Löschgerät oder ein MG und feuern auf Menschen in Gewaltsituationen.
Auf großformatigen Leinwänden in Restaurants oder Straßen werden permanent Gewaltfilme
gezeigt. Der Krieg der Indoktrination und der Gewöhnung und Rechtfertigung von
Gewalt findet in verschiedenen Formen auch in anderen Ländern statt, in den
Koranschulen der Taliban oder auch in der Ausbildung der Kindersoldaten.
Die
Rolle der USA wird von Sissy Farenthold kommentiert.
Der Film dokumentiert zu den analytischen Statements der vier Frauen jeweils
Leben von Kindern in den Ländern. Die Intention der Filmemacherin hierbei ist,
aufzuzeigen, welche Welt wir den Kindern hinterlassen, wenn wir diese Welt so
belassen, wie sie ist.
Der Film ist am 8. März auf ARTE gezeigt worden. Es gibt Kopien für Kinovorführungen und Videos.
Sie sind über Basis Filmverleih, Körnerstr. 59, 12169 Berlin, Tel.: 030 – 7935161
Infos sind unter www.basisfilm.de und karolinekraut@basisfilm.de zu bekommen.
Ellen Diederich hat Beratung zu diesem Film gemacht, sie ist gerne bereit, zu Vorführung und Diskussion zu kommen. Tel: 0208/853607 – email: friedensa@aol.com
Die neuen Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis sind Heft Nr. 65, sie erscheinen im 27. Jahr. Das Thema dieses Mal ist:
Nie wieder – aber immer wieder Krieg!
Die 12 Beiträge analysieren und beschreiben heutige Formen des Krieges. Daneben gibt es Erfahrungs- und Projektberichte von Frauen und ihren Anstrengungen, gegen Krieg und Gewalt zu arbeiten, so z.B. über das Netzwerk der Frauen in Schwarz, das Rechtshilfeprojekt von medica mondiale und anderes. Die Analysen beziehen die Zusammenhänge der Kriege mit ökonomischen Interessen, Gewaltentwicklung und Menschenrechtslage von Frauen in verschiedenen Ländern mit ein.
Ein
sehr lohnenswertes Heft, es kann im Buchhandel bestellt werden oder direkt beim
Verlag des Vereins Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis e.V. –
beitraege-redaktion@t-online.de, Tel.: 0221-138490, Niederichstr. 6, 50668
Köln
Ellen Diederich