Am 26. April
hat sich der Reaktorunfall von Tschernobyl zum 20. Mal gejährt.
Bei der Kernschmelze und nachfolgenden Explosion im Kernkraftwerk von Tschernobyl
in der Ukraine wurden massive radioaktive Strahlung in die Atmosphäre
abgegeben und unzählige Menschen verletzt, getötet und vor allem
durch Langzeitwirkungen geschädigt.
Besonders Frauen
fühlen sich und ihre Kinder bedroht durch diesen Unfall, der
auch durch den Hochmut und die Blindheit der Menschen gegenüber
den Gefahren der Kernkraft ausgelöst wurde. Wie so oft trifft es
nämlich auch bei radioaktiver Verseuchung die Schwächsten,
die Neu- und Ungeborenen am Schlimmsten. Missbildungen
von Neugeborenen, die Angst die Kinder im Garten spielen zu lassen,
ihnen frisches Gemüse zu essen zu geben, all das waren Bedrohungen,
die Frauen in Westeuropa bis dahin nicht präsent gewesen waren.
Ein neues Unsicherheitsgefühl vor einer Gefahr, die unsichtbar,
langsam und tödlich war und ist.
So hat der Unfall in
Tschernobyl eine Anti-Atomkraft Bewegung entstehen lassen und ihr einen
Antrieb gegeben, der bis in die heutige Zeit nachwirkt. Die traumatischen
Ereignisse von 1986 haben die Frauen, die damals Großmütter,
Mütter und auch Töchter waren, für das Leben geprägt.
Die folgende
Übersicht gibt einen Einstieg in die Thematik. Auswirkungen von
Tschernobyl auf Frauen und auf die Umwelt sind vielfältig. Das Internet
bietet endlose Informationen, die zeigen, dass der Unfall auch 20 Jahre
danach noch aktuell ist.
Frauen
und die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Genanet,
die 'Leitstelle Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit’, widmet
sich z.Z. besonders dem Thema Tschernobyl. Aus ihrem Hintergrundartikel:
„Am 26. April 1986 ereignete sich im Atomkraft in Tschernobyl ein
„GAU“ (größt-anzunehmender Unfall). Damit trat das
ein, was nach Aussage von Risikostudien nur einmal alle Million Reaktorjahre
vorkommen durfte. Der Reaktor brannte mehrere Tage, aufgrund der Wetterlage
war in der direkten Umgebung vor allem Belarus von der nuklearen Wolke betroffen.
Die Wolke zog dann weiter in Richtung Skandinavien, auch in Deutschland
waren verschiedene Regionen erhöhten Strahlungen ausgesetzt. Diese
fanden sich vor allem im Boden, Gras (und in der Folge in der Milch) und
in Gemüse wieder. ...In der Region Tschernobyl (Ukraine) und in Belarus
wird 15 Jahre später (2001) die Anzahl der Toten in der Zivilbevölkerung
mit 10.000 beziffert, die Angaben zu den gestorbenen AufräumarbeiterInnen
(LiquidatorInnen) schwanken zwischen 25.000 und 100.000. Die Rate von Krebserkrankungen
der Schilddrüsen hat sich bei Kindern mehr als verdoppelt, ebenso die
Brustkrebsrate bei Frauen. In der Ukraine sind 84% der drei Millionen Menschen,
die Radioaktivität aufgenommen haben, als krank registriert. Darunter
eine Millionen Kinder."
Genanet hat zum 20. Jahrestag der Katastrophe das Buch „Frauen
aktiv gegen Atomenergie – wenn aus Wut Visionen werden“
herausgebracht. Es enthält Texte über persönliche Erinnerungen
an die Verunsicherung und die Wut, Berichte über den Widerstand
damals und heute, Projekte und Visionen als Antwort auf den Reaktorunfall,
Analysen der aktuellen Atompolitik und die Einstellungen der Frauen dazu.
Die Beiträge berichten von der Situation in Deutschland und Europa,
aber auch von den bewegenden Erlebnissen der Frauen am Ort des Geschehens:
in der Ukraine, in Weißrussland, in Russland. Es kann für
€19,90 bei genanet bestellt werden.
Die Münchener Gruppe 'Mütter
gegen Atomkraft’ stellte das Buch am 18.4. mit einem Pressegespräch
vor und lädt am 23.4. zu einer Benefizveranstaltung
für die Kinder von Tschernobyl ein. Am 26.4. selbst wird es in München
und Unterschleißheim Mahnwachen geben, die von den Müttern
gegen Atomkraft organisiert werden sowie in Nürnberg die Veranstaltung
„20 Jahre Tschernobyl - Gedenken-Nachdenken-Umdenken“
|
|
|
Der
IPPNW stellte seinen diesjährigen Kongress unter das Motto „Zeitbombe
Atomenergie. 20 Jahre Tschernobyl“ und hatte eine Reihe interessanter
Referentinnen eingeladen. Die Vorsitzende der deutschen IPPNW-Sektion
Dr. med. Angelika Claußen, sprach über 20
Jahre Tschernobyl.Regina Hagen, Koordinatorin des International Network
of Engineers and Scientists Against Proliferation (INESAP), sprach über
Die
Rolle des Völkerrechts bei der Nichtweiterverbreitung (pdf-Datei).
Janine Allis-Smith aus dem Dorf Cumbrian in der Nähe von Sellafield
berichtete über das „Leben
im Schatten von Sellafield“. Die Direktorin des Laboratory
of the Genetics and Cytology Institute an der Akademie der Wissenschaften
in Minsk, Prof. Dr. Rose Goncharova, redete zum Thema Remote
Consequences of the Chernobyl Accident: Remote Consequences of the
Chernobyl Accident: Assessment after 20 Years. Angelina Nyagu, Präsidentin
des Internationalen Vereins "Ärzte von Tschernobyl", untersuchte
das Thema Health
of Survivors in Dynamics 20 Years after the Chernobyl Catastrophe
in Ukraine. Weitere ReferntInnen und Details zum Kongress finden sich
auf der Homepage
des IPPNW.
Termine zum Thema
Tschernobyl im April 2006 gibt es u.a. auf der Website der FrieKo
und auf der Seite http://www.tschernobyl2006.de/.
Demonstrationen
finden statt in Bruck, Köln, Münster, Potsdam und Ulm,
Mahnwachen in Bielefeld,
Hanau, Kaiserslautern, München, Neckarwestheim, Nürnberg und
Ravensburg (Stand 20.4.)
Weitere Informationen finden Sie unter:
|
Der Verein Leben
nach Tschernobyl e.V. bietet auf seiner Website einen Hintergrundbericht
zu dem Reaktorunfall mit Bildern und Anregungen, wie man auch heute noch
aktiv helfen kann.
 |
Der Verein Frauen
nach Tschernobyl e.V. in Kassel setzt sich für die Unterstützung
der betroffenen Menschen und besonders der Frauen in Tschernobyl
ein. Mit konkreten Hilfsmaßnahmen und Aufklärungsarbeit
hoffen die Frauen die Welt für die Gefahren der Kernkraft zu
sensibilisieren. |
Das
Umweltinsitut
München e.V. hat eine Sammlung
von Presseartikeln der letzten 18 Jahre auf ihrer Website, sowie
wissenschaftliche Untersuchungen zu Langzeitfolgen der Katastrophe.
zurück
zu ökologie
|