Ich mache seit 44 Jahren Friedensarbeit. Zusammen mit vielen anderen Frauen war ich an der Organisierung von Aktionen für Frieden, Gerechtigkeit, für Rechte von Frauen und Kindern, die Rechte der indigenen Völker, gegen die konzerngesteuerte Globalisierung mit all ihren Konsequenzen in verschiedenen Teilen der Erde beteiligt. Wir haben uns eingesetzt in Aktionen gegen Rassismus, für Fremdenfreundlichkeit, an Stationierungsorten von Atomraketen, gegen den Wahnsinn eines atomaren Krieges, gegen Atomtests im Atomtestgebiet Nevada, Atomkraftwerke hier und anderswo, gegen Krieg in El Salvador, Bosnien, Nordirland, Palästina, Chiapas und anderen Orten.
Ich beschreibe verschiedene Rollen von Frauen im Krieg:
1.
Die Opfer
Wir
haben die Friedensarbeit nicht als neutrale Beobachterinnen aus dem sicheren
Abstand der Theorie oder des Geldes gemacht. Wir sind in Kriegsgebiete gegangen,
um Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und Solidaritätsarbeit zu leisten.
Auf die Frage: Was ist Krieg? Gibt es unendlich viele Antworten. Ein Moment
aber ist allen Definitionen inne: Krieg ist keine Abstraktion. Heute sind 80
– 90% der Opfer im Krieg Zivilbevölkerung, vorwiegend Frauen und Kinder.
Die Mehrheit von Frauen und Kindern ist heute unmittelbar in Gefahr,
durch DIREKTE GEWALT,
durch WAFFENGEWALT IN KRIEGS - UND KRISENGEBIETEN,
durch STRUKTURELLE GEWALT der Ökonomie, Hunger und Umweltzerstörung,
durch STAATLICH LEGITIMIERTE GEWALT bedroht oder umgebracht zu werden. Soweit die Bestimmung. Konkret heißt das:
Wie oft kamen der befürchtete Anruf oder die Email am Tag oder in der Nacht: Isabels Mann ist durch eine Autobombe im Washingtoner Exil durch den
chilenischen Geheimdienst mit Unterstützung der CIA getötet worden. Anna arbeitet beim Komitee der Mütter der Verschwundenen in El Salvador. Ihre vierjährige Tochter wird nach unserer gemeinsamen Reise durch Europa, um über Salvador aufzuklären, absichtlich von einem Militär LKW angefahren und schwer verletzt. Laura vom gleichen Komitee wird nach unserer Reise von den Todesschwadronen geholt, vergewaltigt und gefoltert. Maria mußte endgültig aus Tschetschenien fliehen, lebt jetzt in einem der unsäglichen Flüchtlingslager in Inguschetien. Das Haus von Monicas Eltern in Nordirland ist von einer Bombe getroffen worden. Carmen wurde von sechs Soldaten vergewaltigt, sie haben ihr eine Brust abgeschnitten, aus dem Militärbus auf die Straße geworfen in der Annahme, sie sei tot. Ein zufällig vorbeikommender Taxifahrer fand sie, brachte sie ins Krankenhaus, so wurde sie gerettet. Lara hat die Vergewaltigungen in Bosnien nicht verkraftet, ist wie versteinert, hat sich der kroatischen Armee angeschlossen. Gloria, die von der UNO ausgezeichnete Bürgermeisterin des Friedens, wird in Kolumbien durch einen General öffentlich bedroht, ihr Leben ist gefährdet. Sumaya erzählt, daß sie in drei Monaten auf 26 Beerdigungen in Palästina war, unter den Toten viele Jugendliche, Freunde ihres Sohnes. Die Liste ist endlos lang.
Frauen sind unterschiedlich am Krieg beteiligt. Sie sind Arbeiterinnen, einige Ingenieurinnen und Managerinnen in Rüstungsbetrieben. Als Politikerinnen entscheiden sie mit über die Beteiligung am Krieg.
Sie sind Soldatinnen. In der Bundesrepublik Deutschland haben Frauen jetzt Zugang zu allen Waffengattungen der Armee. Wir können uns nun auch „die Institutionen der Gewalt erobern“, wie die Militärsoziologin Ruth Seifert fordert. Die Zeitschrift Emma titelte: „Einige unsere besten Soldaten tragen Lippenstift“.
Bombardierungen durch die Allianz werden aus dem sicheren Abstand des High Tech Krieges durchgeführt. Frauen sind auch Bomberpilotinnen.
Bei einer Diskussion mit einer britischen Bomberpilotin in Krefeld, die ihren Beruf so viel aufregender findet, als den Lehrerinnenberuf, den sie vorher ausgeübt hat, wurde ich gefragt: „Meinen Sie denn nicht, dass die Armeen jetzt durch die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen am Krieg weiblicher und dadurch menschlicher werden?“
Ich fragte die Bomberpilotin: „’Was ist ein weiblicher Krieg? Was ist eine weibliche Bombardierung? Holen Sie die Bomben erst in die Maschine, streicheln sie, spritzen etwas Parfüm darauf und binden Schleifchen darum, bevor Sie sie abwerfen? Oder was ist es sonst?“
Die PilotInnen werfen die Bomben. Unten rennen Frauen und Kinder um ihr Leben. Wir winken von oben: „Schönen Gruß, diese Bombe wurde von einer Frau geworfen! Schönen Gruß von der Gleichberechtigung der Frauen aus den reichen Ländern.“
Das Foto der jungen US-amerikanischen Soldatin, Lynndie England, ging um die Welt. Sie hält einen nackten gefangenen irakischen Mann an der Leine, zeigt lachend auf eine aufgestapelte Gruppe nackter irakischer Männer. Widerlich, Ekel- und Zorn erregend. Sie beruft sich auf Befehlsempfang. Auch, wenn ein Befehl ausgeführt wird, gibt es Möglichkeiten der Aktion, zumindest im Gesichtsausdruck. Ihr Gesichtsausdruck ist nicht der des Entsetzens.
In vielen Zeitungsartikeln, Rundfunk- und Fernsehkommentaren wird die Frage gestellt: Wie kommt es dazu, dass sich Frauen an solchen Handlungen beteiligen können?
Foltern ist ein Handwerk, ist Bestandteil jeden Krieges. Zu diesem wie zu jedem Handwerk, gibt es systematische Ausbildungen. Techniken werden gelernt, ÄrztInnen haben „wissenschaftliches Interesse“, stellen ihre Kenntnisse zur Verfügung.
Die Frauen der westlichen Welt fordern Gleichberechtigung. Bei dieser Forderung wird nicht befragt, welche Rechte das sind, mit denen wir gleich werden sollen. Die vorhandenen Rechte der Männer werden als Norm gesetzt.
Zusammen mit Christina Schenk war ich im Herbst 2002 an einer Podiumsdiskussion in der Humboldt Universität zum Thema „Frauen im Militär“ beteiligt. Christina Schenk ist ehemalige PDS Abgeordnete, radikale Befürworterin von Frauen ins Militär. Sie sagte in dieser Debatte: „Frauen müssen ebenso das Recht haben wie Männer, jede Schweinerei begehen zu können, wenn sie das wollen.“ Gleichheit im Militär bedeutet Teilhabe am Krieg. Wir können sie nicht unter dem Aspekt der Karriere für Frauen und Männer aus den reichen Ländern betrachten.
Mich hat diese Gleichheitsvorstellung nie überzeugt. Ich will bei jeder Anstrengung für Gleichheit wissen: Welches Recht das ist, mit dem wir gleich werden wollen.
Nicht das Geschlecht oder die Hautfarbe sind ausschlaggebend, sondern vielmehr, welchen Zurichtungen und Drangsalierungen zur Anpassung an den Dienst in primitiven oder hochgerüsteten Armeen die Menschen, Männer und Frauen, ausgesetzt sind. Bei den Marines, den Ledernacken, den special forces, den Geheimdiensten und andere Militäreinheiten.
Von daher bin ich gegen Männer und Frauen im Militär. Ich bin für die Abschaffung allen Militärs.
Zu hinterfragen sind die Funktion der Armeen, in denen Frauen und Männer Dienst tun. Welche Ziele verfolgen die US-Armee, die Bundeswehr, die NATO?
Was sind „die anderen Menschen“ ? Wer ist der „Feind“? Ist der Irak „Feindesland?“ Im Irak sind über die Hälfte der Bevölkerung Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Es ist also vor allem ein krieg gegen Kinder. Was ist „die Achse des Bösen“, „die Schurkenstaaten“, ? Wer sind „die Terroristen“? Iran, Irak, Nordkorea, Kuba, Syrien, Al Kaida, Hamas? Andere sehen CNN, Coca Cola, Mc Donalds, Halliburton, Lockheed Martin, Bechtel, die US-Armee und andere als die Achse des Bösen an. Die Perspektiven sind unterschiedlich. Welche Mittel sind wem zur „Bekämpfung des Bösen“ erlaubt?
Vor allem, wenn man „Gott auf seiner Seite“ hat, auf welcher Seite auch immer.
3. ReparaturarbeiterInnen des Krieges
oder Widerstand gegen die Ursachen des Krieges
Im Bereich Reparaturarbeiterinnen des Krieges haben Frauen eine lange Tradition. Als Trümmerfrauen, die den Dreck wegräumen, den Männer gemacht haben, als Engel der Kriege, als Engel der Gefangenen und Soldaten, die als selbstlose Krankenschwestern und Ärztinnen Wunden versorgen, für die sie nicht verantwortlich sind. Als Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, als Friedensfachkräfte, die in die durch ökonomische Interessen und Waffen aus den Industriestaaten zerstörten Länder gehen. Dort Frauen, die Opfer geworden sind, versorgen und den zerstörten Ländern unsere Demokratievorstellungen nahe bringen.
Unserer Meinung nach ist diese Arbeit Teil der Kriegsstrategien.
Medica mondiale ist eine Fraueninitiative, die sich in diesem Bereich besonders einsetzt. Ich nehme diese Gruppe als Beispiel für Reparaturarbeiterinnen des Krieges. (Medica bezeichnet sich selber so)
In einem Brief an Dr. Monika Hauser, die Initiatorin von medica mondiale versuchen wir, zu problematisieren und zu fragen:
Wir haben schmerzliche Erfahrungen gemacht, die sich sicherlich mit den Ihren teilweise decken. Wir sind verzweifelt gerannt, um Verbrechen vielleicht einen Millimeter weit mildern zu können, indem wir versucht haben, traumatisierte Frauen zu unterstützen. Verbrechen des militärisch-industriellen Komplexes, von PolitikerInnen, (Daimler Benz und seine Republik) und von diktatorischen Regimen Wir mußten erfahren, daß wir, so schnell wir auch rannten, nicht wirklich in die Kriegsgeschehen eingreifen, geschweige denn etwas an der Vorbereitung und dem Beginn weiterer Kriege ändern konnten.
Sicher ist, daß Frauen und Kinder nicht überlebt hätten, wenn es Ihre und unsere Hilfe nicht gegeben hätte. Frauen von Medica und vielen anderen Organisationen, die diese Arbeit machen, haben mit Sicherheit das Leben von schätzungsweise etwa einem Tausendstel der Flüchtlinge weltweit gerettet.
In Ihrem Artikel in Emma vom Mai schreiben Sie unter dem Titel:
„Bewaffnet die Frauen: Zum Chaos der Flüchtlingslager kommt noch das Chaos der großen internationalen Hilfsorganisationen. Sie waren nicht vorbereitet. Parallel zu Bombenangriffen hätte man humanitäre Hilfe vorbereiten müssen, Nahrung, Medikamente, Personal hätten bereitstehen müssen. Das war alles nicht – oder nicht rechtzeitig – der Fall. Zwischen Militär, Politik und humanitären Organisationen gab es offensichtlich kaum Kommunikation. UNHCR hat uns erklärt: Es waren leider Osterferien, viele Mitarbeiter waren im Urlaub. Da fehlen einem die Worte.“
Wir halten es für unerträglich, daß jetzt humanitäre Organisationen dafür kritisiert werden, nicht schnell genug in der Lage zu sein, die Folgen der Verbrechen, die im Interesse des militärisch-industriellen Komplexes und der weltweiten Globalisierung begangen wurden, zu lösen anstatt die Verursacher zu kritisieren.
Wir sind der Meinung, daß das serbische Militär, die Nato wie auch die Firmen, die an diesem Krieg verdienen, sowie die PolitikerInnen, die Kriege beschließen, für die Folgekosten des Krieges, die Unterbringung, Versorgung, medizinische Behandlung der Flüchtlinge aufkommen müssen. (Wir als SteuerzahlerInnen bezahlen ja sowieso diesen Krieg) Das Budget der Nato ist für einen und einen halben Tag das gleiche, das die Vereinten Nationen für ein Jahr haben, einschließlich all ihrer Hilfsaktionen, aller Nahrungs- und medizinischen Programme, aller friedenserhaltenden Maßnahmen.
US Dollar 378. 700 000 000 = DM 691 660 000 000 ($ = 1.80 DM)
Dieser Betrag entspricht dem, was Medica Mondiale, bei einem Budget von 1.085.534 DM für 1998, für 637.908 Jahre haben würde.
Wie kann überhaupt die Regelung humanitärer Hilfe verlaufen? Das Beste wäre unserer Meinung nach natürlich: Kein Krieg.
In Ihrem Emma Artikel fordern Sie: „Bewaffnet die Frauen. Ich bin 1992 als Pazifistin nach Bosnien gefahren und habe seither meine Meinung verändert. Wenn ich sehe, was Milosevic Frauen und Kindern angetan hat und wenn ich jetzt sehe, was Männer in Bosnien und jetzt im Kosovo Frauen und Kindern angetan haben – kann ich als Feministin nur sagen: In Kriegssituationen müßte man den Frauen ein Waffe in die Hand geben, damit sie wenigstens sich und ihre Kinder verteidigen können."
Ich kann sehr gut verstehen, dass man dann, wenn man unmittelbar mit den Folgen von Gewalt konfrontiert ist, eine solche Forderung entwickelt. Wenn ich an all die Frauen denke, die Opfer von Gewalt wurden und die ich kennen gelernt habe, ist mir ein solcher Impuls nicht fremd.
Die Forderung nach Bewaffnung ist keine neue Forderung, auch nicht in der Frauenfriedensbewegung. Es ist für uns, die wir privilegiert in einem reichen Land leben, immer schwer, uns vorzustellen, wie wir uns entscheiden und verhalten würden, wenn neben uns unsere Familien abgeschlachtet würden, wir, unsere Mütter und Töchter im Krieg vergewaltigt würden. In Salvador, in Nicaragua, im Sudan, in Eritrea, in Ruanda, Uganda, in Afghanistan, weitere Länder und jetzt eben auch wieder in Europa.
Ich bin nicht so vermessen, zu behaupten, ich wisse die Lösung. Es gibt nicht „die“ Lösung. Das, was Medica macht, ist, weltweit gesehen, einigen Frauen zu helfen, die Traumatisierungen durch Vergewaltigung zu überwinden. Gut und wichtig, vor allem, wenn es Modell für andere haben kann. Schon die erste Frage ist: Wie wird ausgewählt, welche der Millionen traumatisierter Frauen humanitäre Hilfe bekommen?
Wodurch wird wirklich ein Schutz für uns hergestellt?
Ich bezweifle durch Bewaffnung. Im Kriegsfall werden Frauen, die bewaffnet sind, noch grausamer verletzt und gefoltert. Das sind die Erfahrungen der Kriege des letzten Jahrhunderts, in dem Frauen in Partisanen- und Guerillabewegungen gekämpft haben.
Die größte Militärmacht, die uns entgegensteht, ist die Macht der reichen Länder mit ihren High-Tech-Waffen-Generationen, gegen die wir keine Chance haben, mit Waffen Widerstand zu leisten.
Ø Wie sollen wir uns vor den ökologischen Katastrophen schützen, die durch Krieg ausgelöst werden?
Ø Wie sollen sich die Frauen und Kinder mit Waffen vor der schrecklichsten Waffe Hunger schützen, die Waffe, die täglich die meisten Opfer fordert?
Ø Wie sollen sie sich vor den Chemiekatastrophen schützen, die durch die Bombardierung der Chemiewerke ausgelöst werden? Wir kennen die Effekte, die durch Katastrophen in "friedlichen Zeiten“, in Seveso und in Bhopal ausgelöst wurden, wo Tausende von Menschen getötet oder ihr ganzes weiteres Leben an den Folgen leiden werden. Darüber hinaus werden durch genetische Schäden auch die nächsten Generationen betroffen sein.
Ø Wie sollen sich die Menschen vor drohenden Hungersnöten schützen, nachdem die Treibstofflager nahezu vernichtet wurden und so auch die Traktoren, die zur Feldbestellung gebraucht werden, nicht mehr fahren können?
Ø Wie sollen sich die Frauen im Kosovo gegen die Verseuchung des Kosovo durch die Geschosse mit Uran 280 schützen? Dieser blanke Zynismus: Als Ziel auszugeben, daß die Flüchtlinge zurück gehen sollen in den Kosovo, das Land aber durch den Abschuß von unzähligen dieser Geschosse auf Jahrzehnte hin zu verseuchen? Seit dem Golfkrieg wissen wir, was diese Geschosse anrichten!
Ø Wie sollen sich die Frauen und Kinder vor einem Embargo schützen? Im Irak sind über eine halbe Million Kinder als Folge des Embargos gestorben.
Ø Wie sollen wir uns gegen atomare, biologische und chemische Waffen wehren?
Was aber können wir machen, vielleicht gemeinsam machen, um Kriege zu verhindern?
Bertha von Suttners Forderung Die Waffen nieder! Ist so aktuell wie je zuvor.
Das Internationale Frauenfriedensarchiv hat aus den Erfahrungen mit dem Krieg in Bosnien andere Konsequenzen gezogen als Ihre Organisation. Wir bemühen uns seit dieser Zeit um Aufklärung über die wahren Hintergründe der Kriege. Den Schein der Humanität, die „Wiederherstellung von Menschenrechten“, die durch „angeblich humane Armeen und humanes Bomben“ (die Nato als größte humanitäre Hilfsorganisation) wieder hergestellt werden sollen, zu durchbrechen. Das sehen wir als unsere vordringliche Aufgabe mit dem Ziel an, Strategien zu entwickeln, die zur Verhinderung von Kriegen führen könnten. Konflikte entstehen nicht in erster Linie zwischen verschiedenen Ethnien, wie jetzt zwischen Albanern und Serben. Die historischen, religiösen und ethnischen Differenzen werden geschürt, in Nordirland wie in Tschetschenien, in Ost-Timor wie in Palästina, im Sudan, in Eritrea, in Kaschmir, in Tibet und anderswo, um ökonomische Interessen mit brutaler Gewalt durchzusetzen. Kriege entstehen vorwiegend aus ökonomischen Interessen, werden geplant in den Konzernetagen von Rüstungs- und anderen multinationalen Konzernen, in den militärischen und politischen Machtapparaten.
Wir fragen uns auch, warum andauernd von der Besonderheit der europäischen oder nordamerikanischen Sicherheit geredet wird? Als sei Sicherheit eine Frage dieses einen und des halben Kontinents und nicht eine globale Frage. Was ist mit der Sicherheit der Flüchtlinge im Sudan, Irak, Ruanda, Afghanistan, Palästina und anderswo?
Das was wir machen, ist der Versuch, Netzwerke mit dem Ziel herzustellen, weitere Kriege zu verhindern. Ein internationales Netzwerk, mit dem wir gemeinsam gegen die Gewalt der Globalisierung, die notwendigerweise zu weiteren Kriegen führen wird, angehen können. Die Ansammlung des Waffenarsenals der US Armee und der Nato ist nur möglich, weil andere Länder, deren Ressourcen und Menschen brutal ausgebeutet wurden. Dieses Waffenarsenal tötet bereits vor dem Einsatz der Waffen, weil der Großteil der Ressourcen der Welt für Waffen ausgegeben werden. Für uns steht außer Frage, daß die tödliche Un-Sicherheit von 40.000 Kindern täglich etwas mit dieser Art der Ökonomie zu tun hat.
Unsere Schlußfolgerungen sind andere als die von Medica:
Wir lassen uns als Frauen
Ø Nicht mehr für Krieg instrumentalisieren, nicht in die Kriegsstrategien einplanen,
Ø nicht als Mütter, nicht als Opfer, nicht als Soldatinnen
Ø nicht als diejenigen, die die Wunden wieder heilen sollen, für die wir nicht verantwortlich sind,
Ø nicht als humanitäre Helferinnen mißbrauchen.
Ø Unsere Mit-Leidensfähigkeit, unser Mit-Gefühl stehen nicht mehr zur Verfügung.
Ø Dieses Mal werden wir auch die Trümmer nicht wieder wegräumen.
Wir brauchen Frieden als Schulfach, Lehrstühle für Frieden an den Universitäten.
Wir brauchen Frauen als Richterinnen in Kriegsverbrecherprozessen.
Wir fordern für Deutschland, diesem Land, von dem im letzten Jahrhundert 2 Weltkriege ausgegangen sind, anstelle der Ausbildung von 300.000 Soldaten die Ausbildung einer solch großen Anzahl von Menschen zu FriedensarbeiterInnen.
Am 15. Februar 2003 wurde eine Vision wahr.
15 – 20 Millionen Menschen weltweit gingen auf die Straße und protestierten gegen den Krieg im Irak. Von Neuseeland bis Mexiko, von San Francisco bis Madrid. Diese Bewegung ist anders als die in den achtziger Jahren. Die Fragen nach den Zusammenhängen, nach den Interessen, die diese Kriege bestimmen, sind klarer formuliert als je zuvor. So unverschleiert waren die Interessen nie zuvor.
Die Bewegung ist vielschichtig, von Seattle bis Florenz, von Genua bis Porto Alegre, von Chiapas bis zu den indischen Bauern, von Jose Bové bis zu Vandana Shiva vereint sie unterschiedlichste Ansätze.
Die New York Times unterstützt den Kriegskurs der US-Regierung. Trotzdem kam sie am 17. Februar 03 zu der bemerkenswerten Einschätzung, daß es jetzt zwei Supermächte auf der Erde gäbe: Die USA und die öffentliche Meinung der Welt. Präsident Bush finde sich nun Auge in Auge mit einer hartnäckigen Widersacherin, nämlich der weltweiten Antikriegs- und Bewegung für soziale Gerechtigkeit wieder.
Die Widersacherin öffentliche Meinung hat in Spanien die konservative Regierung abgewählt. Die spanischen Soldaten sind aus dem Irak Krieg nach Hause gekommen.
Auf die Frage, was wir tun können, antwortete Arundhati Roy in Porto Alegre:
Wir können unser Gedächtnis schärfen und aus unserer eigenen Geschichte lernen. Wir können der öffentlichen Meinung Ausdruck geben, bis sie zum ohrenbetäubenden Gebrüll wird.“... Wir können zeigen, „dass die Menschen dieser Welt nicht nur die Wahl zwischen einer bösartigen Mickymaus und wahnsinnigen Mullahs haben. Unsere Strategie darf nicht nur darin bestehen, das Empire bloßzustellen, wir müssen es regelrecht belagern, dafür sorgen, dass im die Luft ausgeht. Wir müssen es beschämen und verspotten. Mit unserer Kunst, mit unserer Musik, unserer Literatur, unserer Dickköpfigkeit, und unserer Lebenslust, mit unserer Raffinesse und unserer Unermüdlichkeit – und nicht zuletzt damit, dass wir unsere eigenen Geschichten erzählen, Geschichten, die sich von denen unterscheiden, die man uns eintrichtern will.“
4. Widerstand gegen den Krieg ***(Die Präsentation wurden von Dias begleitet. Um die gesamte Präsentation zu sehen kann mit Ellen Diederich beim IFFA ein Termin vereinbart werden, siehe unten stehende Adresse)
Wir Frauen haben eine lange Tradition des Widerstandes gegen den Krieg, eine lange Tradition darin, die Logik des Krieges zu durchbrechen und den Frieden vorzubereiten.
12 Frauen haben bislang den Nobelpreis bekommen, die erste von ihnen war Bertha von Suttner im Jahre 1905. Ich habe hier eine Dokumentation, in der Ihr Näheres über die Frauen sehen könnt. Ich freue mich besonders, daß Wangari Maathai den diesjährigen Nobelpreis bekommen hat. Ihre Initiative der Wiederaufforstung der afrikanischen Wälder ist eine unendlich große Tat zur Erhaltung des Planeten und zur Bekämpfung der Armut.
Frauen haben sich auf allen Ebenen für Frieden eingesetzt.
Lysistrata, die mit ihren Freundinnen zusammen beschloß, solange der Krieg andauerte, den Männern jeden Sex zu verweigern.
Es gab Streiks von weiblichen Munitionsarbeiterinnen, Blockade von Eisenbahnschienen, um Munitionstransporte zu verhindern.
Initiativen gab es immer wieder auch von Parlamentarierinnen. Rosa Luxemburg gehörte zu den wenigen ***ParlmantarierInnen, die die Kriegskredite vor dem 1. Weltkrieg verweigerten.
Frauen aus sogenannten Feindesländern trafen sich während der Kriege, um Verhandlungen zu beginnen, organisierten Gipfeltreffen mit Tausenden von Frauen aus sogenannten Feindesländern, um Friedensvorschläge zu diskutieren und zu machen. Z.B. 1915, während des ersten Weltkrieges, trafen sich über 1.000 Frauen aus all den Ländern, die an diesem Krieg beteiligt waren, in Den Haag. Sie erklärten ihren Widerstand gegen den Krieg und machten Friedensvorschläge. Wir brauchen die Frauen der älteren Generationen, damit sie uns von ihren Aktionen für das Leben berichten können.
Greenham
Common
Frauen in Greenham Common in England, belagerten zehn Jahre lang die Basis,
auf der Cruise missiles , also Erstschlag-Atomwaffen gelagert waren. Sie beobachteten
täglich die Militärbewegungen, stellten Öffentlichkeit darüber her und leisteten
Widerstand, Blockadeaktionen.
Sie verwandelten den 14 km langen Zaun um die Basis, der den Tod einschloß, in einen Zaun des Lebens. Im Dezember 1982 kamen 30.000 Frauen nach Greenham. Sie umarmten die Basis. Im Englischen hat das Wort arm eine doppelte Bedeutung: Arm und Waffe. Die Frauen sagten: Arms are for linking! Arme sind zum Umarmen!. Sie flochten Symbole des Lebens in den Zaun ein, Kinderkleider, Spielzeug, Blumen, Wünsche usw.
An vielen Orten entstanden, ausgehend von Greenham Common Frauenfriedenscamps gegen den atomaren Wahnsinn. Im Hunsrück, in Mutlangen, Heilbronn, in Comiso, Italien, in Seneca Falls, USA, Pine Gap, Australien, Woendsrecht, Niederlande und an anderen Orten.
Testgebiet
Nevada, USA
Die am meisten bombardierte Nation ist der Bundesstaat Nevada in den USA. Dort
ist das US-amerikanische Atomtestgebiet. Das Gebiet hat die Größe Dänemarks.
Dort sind, 100 Meilen vom größten Vergnügungszentrum der Erde: Las Vegas, Atomwaffen
mit der Explosionskraft von 14.000 Hiroshimabomben getestet worden. In
einer Frauenaktion brachten wir die von der indianischen Bildhauerin Marsha
Gomez geschaffene Statue Madre del Mundo in das Testgebiet.
Auf dem Land des Testgebietes leben seit Tausenden von Jahren die Menschen der indianischen Nation der Western Shoshone. Es wurde ihnen widerrechtlich enteignet und durch die Atomtests völlig verseucht. Vor allem in den achtziger Jahre gab es große Protestaktionen. Tausende Menschen gingen in das Testgebiet, setzten sich der Strahlung aus, um gegen den Wahnsinn zu protestieren.
Muttertag
als Aktionstag, Friedensmärsche
In großen Frauenaktionen wählten wir den Muttertag als Aktionstag. Dieser Tag
kommt ursprünglich aus den USA. Während des amerikanischen Bürgerkrieges forderten
Mütter in einer Aktion ihre Söhne aus dem Krieg zurück.
Frauen organisierten in den achtziger Jahren überall Friedensmärsche, liefen etwa 5.000 km zu Fuß durch Europa, von Kopenhagen nach Paris, von Berlin nach Wien von Berlin nach Genf zur UNO, von Stockholm über Moskau nach Minsk, von Dortmund nach Brüssel zum NATO-Hauptquartier. Sie redeten überall mit BürgermeisterInnen, Stadtparlamenten und forderten: Macht Eure Stadt zur atomfreien Zone.
Ein Friedensmarsch ging von Dortmund nach Brüssel. Wir blockierten solange die Eingänge zum NATO-Hauptquartier, bis die Generäle uns empfingen. Wir versuchten, mit ihnen über unsere Angst zu sprechen, unseren Zorn über die verschleuderten Ressourcen, die so dringend für anderes gebraucht werden.
Frauen aus vielen Ländern gründeten 1986 Frauen für ein sinnvolles Gipfeltreffen. Wir fuhren zu allen Gipfeltreffen zwischen Reagan, später Bush und Gorbatschow, zornig darüber, daß bei diesen Gipfeltreffen keine Frauen und kein Mensch mit dunkler Hautfarbe beteiligt war.
Wir entwickelten sehr viel weiterreichende Konzepte von Frieden, als die beiden älteren weißen Männer sich je vorstellen konnten.
Friedenszelt
in Nairobi, Weltfrauenkonferenzen der Vereinten Nationen
1975
riefen die Vereinten Nationen das Jahr und die Dekade der Frau aus. Das erste
Treffen fand 1975 mit 4.000 Teilnehmerinnen in Mexiko-City statt, das zweite
mit 8.000 Frauen 1980 in Kopenhagen, der Abschluß der Dekade war mit 14.000
Frauen in Nairobi. Dort schufen wir einen Ort, das Friedenszelt, an dem Frauen
aus sogenannten „Feindesländern“ in den Dialog miteinander kamen.
Zehn Jahre später trafen sich 40.000 Frauen in Peking. Die Weltfrauenkonferenzen der Vereinten Nationen waren wirklich Gipfeltreffen von Frauen aller Kontinente. Frauen aller Hautfarben, auch ihrem Anteil an der Weltbevölkerung entsprechend, nahmen teil. Unzählige Projekte, Aktionen, Kampagnen, Gesetzesinititativen gingen von hier aus. Informationen über die Lage der Frauen wurden bekannt: Z.B., daß 2/3 aller Arbeit von Frauen gemacht wird, sie dafür 1/10 des Lohnes erhalten, 2/3 aller Armen und 2/3 aller AnalphabetInnen Frauen sind.
Bei den Weltfrauenkonferenzen stellten wir fest, daß so viele Mißverständnisse zwischen den Menschen verschiedener Kulturen sind, weil wir so wenig voneinander wissen.
1987 fuhren wir mit unserem Friedensbus 20.000 km durch West- und Osteuropa, insgesamt 250.000 km, um genauer zu sehen, was machen die Frauen für Frieden. Wir fuhren auf der Route des 2. Weltkrieges, machten hunderte von Treffen. Wir tauschten Informationen und Filme, Vorstellungen über Atomkraft und Abrüstung. Wir versuchten herauszufinden: Warum wurden die sozialistischen Länder als Feindesland betrachtet? Was ist Feindesland? Wie leben die Menschen dort, was sind ihre Bedürfnisse? Wie ist Krieg im Bewußtsein präsent und was machen die Menschen für das Leben?
Wir fuhren in hoch militarisierte Gebiete wie Kreta, eine der Regionen im Mittelmeer, wo im Umkreis von 20 Meilen Atomwaffen aller Art stationiert sind. Wir machten unendlich viele gemeinsame Friedensveranstaltungen auf unserem langen Weg.
Solidarität
Es begann am 11. September 1973 mit dem blutigen Putsch in Chile. Frauen
leisteten Widerstand gegen die Diktatur in Chile, Argentinien, ganz Lateinamerika.
Die Komitees der „Mütter der Verschwundenen“ entstanden in Argentinien mit den
Frauen auf der Plaza del Mayo.
Viele der Frauen waren Analphabetinnen. Sie suchten nach Formen, um über ihre Lage zu sprechen und zu informieren. Über ihre Stoffbilder, die berühmten Arpilleras, informierten sie die Weltöffentlichkeit über ihre Unterdrückung und ihre Kämpfe.
Mütter
der Verschwundenen in El Salvador
Die
Arbeit der Madres war hoch gefährlich für sie. Sie waren und sind den Diktaturen
ein Dorn im Auge. Sie kümmern sich um die Angehörigen von Ermordeten, Verschwundenen,
Gefangenen. Viele der Frauen sind selber Opfer geworden.
1985 fuhr ich mit drei der Mütter aus dem Komitee Romero in San Salvador 2 Monate durch Europa, um überall auf die Lage der Menschen in El Salvador aufmerksam zu machen. Wir besuchten die Frauen Europas: Frau Mitterand, Frau Papandreou, unzählige Abgeordnete, Parlamente, Bischöfe, den Vatikan, die Menschenrechtskommission der UNO und Solidaritätsgruppen. Hier treffen wir die Pasionaria, Symbol des Widerstandes gegen den Faschismus in Spanien.
Frauen
in Schwarz in Israel
Das
weltweite Frauenfriedensnetzwerk: Frauen in Schwarz wurde in Israel gegründet.
Die Gruppen greifen zunächst die Militär- und Kriegspolitik des eigenen Landes
auf und machen Aktionen gegen jede Art von Krieg und Gewalt , nehmen große Risiken
auf sich.
Durch die internationale Vernetzung gibt es auch gemeinsame Aktionen gegen die Militärpolitik von NÀTO, USA und gegen die neuen Kriege.
Bei der Weltfrauenkonferenz in Peking zeigte sich, daß die Frauen in Schwarz auch die Formen der Gewalt im zivilen Leben bekämpfen. Eine eindrucksvolle Demonstration von Frauen gegen Frauenhandel, Versklavung von Frauen in der Sexindustrie wurden genauso aufgegriffen, wie der Krieg in Bosnien und die Massenvergewaltigungen in diesem Krieg.
Indien
Frauen
in der ganzen Welt wie hier in Indien, versuchen, ihre Identität zu bewahren
oder wieder zurückzubekommen. Sie wehren sich wie hier in Indien gegen unsinnige
Projekte. 3.000 neue Staudämme sollen in Indien gebaut worden. Das bedeutet
den Verlust von Existenz für 50 Millionen Menschen,
Kurdistan
die
kurdischen Frauen reklamieren das Recht auf ihre Sprache und ihre Identität
als Kurdinnen. Seit Jahrzehnten werden die KurdInnen in allen 4 Ländern, in
denen sie leben, verfolgt. Es sind 40 Millionen Menschen ohne Recht auf einen
Staat, ohne Recht auf eine Vertretung bei der UNO.
Mütter
gegen den Krieg
In
vielen Ländern haben sich Mütterkomitees gebildet, die ihre Söhne aus dem Krieg
zurückfordern. Der Muttertag hat ursprüngliche diese Tradition. Es waren Mütter
aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges, die ihre Söhne zurück haben wollten.
Die russischen und tschetschenischen Soldatenmütter haben sich zusammengetan,
um ihre Söhne zurückzufordern. Während des Bosnien Krieges entstanden auch in
Deutschland Mütterkomitees.
Globalisierung und Krieg
Diese Form der konzerngesteuerten Globalisierung braucht die Kriege, um ihre Interessen durchsetzen zu können.
Zur Zeit gibt es in über 30 Ländern Kriegs- und Nachkriegssituationen.
Frauen sind so gut wie nicht einbezogen in Friedensverhandlungen, obwohl „Frauen, die den Preis der Kriege und Konflikte so gut kennen, meistens besser dazu geeignet wären, Kriege zu verhindern und Konflikte zu lösen.“ (Kofi Anan, 24.10.2000). Aber auch bei der UNO werden Fraueninteressen nur in drei friedenserhaltenden Maßnahmen der UN überhaupt berücksichtigt.
Nochmal: Krieg ist keine Abstraktion.
Siba Shakib hat ein Buch geschrieben, daß zum Glück auf der Spiegelbestsellerliste ist: „Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen“. Jeder Mensch kann dieses Buch verstehen und begreifen, was wirklich los ist. In einem Artikel für die TAZ schreibt Siba am 24.12.2001:
"Meine afghanische Freundin Azadine ist Ärztin. Sie macht es wie der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie kämpft für Frieden. Der Präsident kämpft mit Bomben. Azadine mit Zetteln. Azadine zeigt ihre Zettel westlichen Politikern und Exilafghanen. Wieder und wieder. Stundenlang.
Seit über zwei Jahrzehnten, macht sie immer wieder das Gleiche. Sie spricht und kämpft und kämpft und spricht. Über die Lage in ihrer Heimat. Sie tauscht Ideen aus. Diskutiert. Streitet. Es geht um die Zukunft in ihrer Heimat. Um die Zukunft ihrer Kinder. Um ihre eigene Zukunft. Seit über zwei Jahrzehnten. Immer wieder. Zukunft. Ob in den Dörfern, Städten oder in den Zelten der Nomadinnen - die Frauen wollen Frieden.
Bomben sind Bomben, sagen Azadine und ihre Freundinnen. In wessen Namen sie geworfen werden, macht für uns keinen Unterschied. Alles, was wir wissen, ist, dass Bomben töten. Statt Bomben zu werfen, Krieg zu führen und ihre Söldner nach Afghanistan zu bringen, soll die Welt uns endlich helfen, unser Land wieder aufzubauen. Schließlich sind die über zwei Jahrzehnte andauernden Kriege nicht die der Afghanen. Nachdem die Sowjetunion und die USA abgezogen sind, haben Pakistan, Iran, Saudi-Arabien und wer weiß, wer sonst noch, und allen voran die USA ihren Krieg gegen Afghanistan fortgesetzt. Anders. Aber sie haben ihn fortgesetzt. Sie haben ihre Minen und ihre Waffen zusammen mit ihren Agenten und Spitzeln, zusammen mit ihren Söldnern und Marionetten in Afghanistan gelassen und haben sie angestachelt. Zum Brudermord.
Das letzte Mal hatte Azadine Namen von Vergewaltigern dabei. Dieses Mal stehen Namen von Toten auf ihren Zetteln, Namen von Kindern, Frauen und Männern. Getötet von Bomben der USA und ihrer Verbündeten. Es gibt immer mindestens einen anderen Weg als Krieg, sagen sie. Das Mindeste, was der Westen und die UN hätten tun müssen, bevor sie ihre Bomben auf Afghanistan abwerfen, wäre die Einrichtung von Schutzzonen für die zivile Bevölkerung gewesen. ... Für die Frauen in Afghanistan bedeutet Frieden, dass die Länder die ihnen seit 23 Jahren nichts als Krieg, Minen und Tote, Hunger, Krankheiten und Vergewaltigungen gebracht haben, ihre Minen, Waffen und Soldaten nehmen, das afghanische Volk um Vergebung bitten und gehen. GEHEN!"
Siba Shakib in Bomben sind Bomben - TAZ 24.12.2001, S. XIII
Ellen
Diederich
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