Bush
in Deutschland, Februar 2005
Als Teils
seiner Europareise kam US-Präsident Bush auch nach Deutschland.
Dafür wurde die ganze Rhein-Main-Region praktisch stillgelegt.
Trotz Absperrungen hat sich die Friedensbewegung im kalten
Mainz sichtbar und hörbar gemacht.
Hier
einige Berichte und eine Rede von der Protestbühne.
"Das Motto: "Von der Achse des Bösen werd' ich euch erlösen!"
Rund 12.000 Teilnehmer hatte nach Angaben der Veranstalter
der Protestzug, der von so genannten Deeskalationsbeamten
begleitet wurde, Polizisten in nur leichter Kampfmontur."
taz Bericht vom 24.02.2005: http://www.taz.de/pt/2005/02/24/a0192.nf/text
"Mehrere
tausend Menschen haben US-Präsident George W. Bush am Mittwoch
in Mainz bei einer Demonstration Kriegstreiberei vorgeworfen"
Bericht der FR vom 24.2.2005
http://www.fr-aktuell.de/fr_home/topthema_bush_besuch_in_mainz/?cnt=636536&
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Maria
Mies, Soziologin und Aktivistin der Frauenbewegung sprach
am 23. Februar 2005 anlässlich des Besuchs von US-Päsident
Bush in Mainz. Hier ihre Rede: |
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Mr. Bush,
You are not welcome!
Gerade
jetzt wird George W. Bush, der amerikanische Präsident von
Bundeskanzler Schröder hier in Mainz empfangen und willkommen
geheissen. Auch wir haben uns hier versammelt, um ihn zu begrüßen.
Wenn meine Worte ihn trotz Polizeiabsperrungen erreichen würden,
würde ich ihm folgendes sagen:
Herr
Bush, Sie sind uns nicht willkommen.
Sie sind ein Lügner.
Sie haben
Ihr Volk belogen, als Sie behaupteten, der Krieg gegen den
Irak sei notwendig, weil Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen
besitze und Terroristen unterstütze. Sie haben Europa und
die ganze Welt belogen. Mehr noch, Sie wussten, dass Sie logen.
Als die Wahrheit ans Licht kam, sagten Sie, Ihr Irak-Krieg
sei trotzdem notwendig gewesen. Die Welt sei jetzt ein besserer
Ort als vor dem Krieg. Er habe Freiheit, Demokratie und Frieden
gefördert. Alle wissen, dass das Gegenteil der Fall ist.
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Und Sie lügen
weiter!
Worum geht es
bei Ihrer Reise nach Europa und Ihrem Schmusekurs um die europäischen
Staatsoberhäupter? Angeblich wiederum um Freiheit, Freiheit, Freiheit,
Frieden und Demokratie in der ganzen Welt. Sie beschwören die unverbrüchliche
Einheit zwischen den USA und Europa im Kampf um die Freiheit. Keine
Macht der Welt könne die zwei je wieder entzweien. "Wir sprechen
mit einer Stimme!" sagten Sie am Montag in Brüssel. Großartige Worte!
Doch wer kann sie glauben? Menschen, die ihren klaren Kopf noch
nicht verloren haben, graust es bei der Inflation von Worten wie
Freiheit, Demokratie und Frieden aus Ihrem Munde. Alle wissen, dass
Sie einer der grössten Kriegstreiber aller Zeiten sind. Dass es
Ihnen jetzt hauptsächlich darum geht, einen Teil der Kosten für
Ihren verkorksten, nicht enden wollenden Krieg im Irak und Afghanisten
auf die Europäer abzuwälzen. Sie sollen an Ihrem Kolonisierungsprojekt
als Zahlende beteiligt werden. Außerdem sollen die Europäer Ihren
längst geplanten weiteren Kriegen gegen den Iran, gegen Syrien und
gegen Nordkorea - Ihre berüchtigte Achse des Bösen - zustimmen ohne
große Probleme zu machen. Allerdings verfolgen Sie dabei eine etwas
andere Strategie als bei den vorigen Kriegen.
Die Europäer sollen sich ruhig zunächst an der diplomatischen Front
abarbeiten, z.B. den Iran überzeugen, keine Atomanlagen zu bauen.
Wenn diese Strategie nichts fruchtet - was Sie erwarten - , dann
werden Sie zuschlagen. Unilateral. Sie halten sich alle Optionen
offen, wie gehabt. Mit den Europäern, wenn möglich, ohne sie, wenn
nötig. Denn Sie und der militärisch-industrielle Komplex in den
USA, dem Sie dienen, braucht weitere Kriege, ja, praktisch den Krieg
ohne Ende.
Und Sie scheinen
tatsächlich zu glauben, dass es möglich ist, auch alle Europäer,
wie Ihre Landsleute in den USA, einer solchen Gehirnwäsche zu unterziehen,
dass sie Ihre neue Sprachregelung tatsächlich akzeptieren, nämlich,
dass Frieden Krieg bedeutet, Freiheit Unterwerfung und Demokratie
totalitäre Kontrolle nach innen und außen. Glauben Sie wirklich,
wir, die europäische Bevölkerung würden Ihnen abnehmen, daß Sie
von Gott selbst berufen seien, der ganzen Welt Ihre Heilsbotschaft
zu bringen, und sei es durch Kriege? Aber vielleicht kümmert Sie
das Volk nicht, wenn nur die Staatsoberhäupter Europas Ihren Plänen
keinen Widerstand entgegensetzen. Und diese Pläne sind die selben
wie eh und je. Sie streben die Weltherrschaft über den ganzen Planeten
an, zum Wohl des Kapitals und, wie Ihr Vater sagte, zur Sicherung
des American Way of Life, und des "freien" Weltmarktes.
Kriege sind
genauso Teil dieser Strategie wie die neoliberale Globalisierung
mit ihren Prinzipien der universalen Konkurrenz, der Privatisierung
und vor allem der ungehinderten Profitmacherei. McDonalds kann seine
Hamburgers nur weltweit anbieten und Coca- Cola sein Zuckerwasser
nur in allen Erdteilen verkaufen, weil die amerikanische Airforce,
die Army, die Navy, und die Marines hinter ihnen stehen. Globalisierung
und Krieg gehören zusammen.
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Doch lassen
wir jetzt Herrn Bush mit seinen Lügen. Wenden wir uns den europäischen
Staatsoberhäuptern zu, die ihn jetzt überall empfangen. Warum
machen sie dieses unwürdige Spiel mit Worten mit? Sie kennen doch
die Interessen, die hinter den Plänen des Herrn Bush und seiner
Regierung stehen. Warum machen Sie dieses verlogene Theater mit?
Dreht sich ihnen nicht der Magen um bei ihren gemeinsamen Dinners
und Pressekonferenzen? Glauben sie wirklich, Herr Bush sei plötzlich
zum Friedensengel mutiert? Und: wie ernst ist es den Herren Chirac,
Schröder und Blair mit ihrem eigenen Friedenswillen? Verfolgen
sie nicht letzten Endes die selben Interessen, wie die amerikanische
Regierung?
Vergessen
wir nicht, sie sind ja eigentlich Vettern. Im Fernsehen konnte
man sehen, wie ihnen Bush, der "große Bruder" überall gönnerhaft
auf den Rücken klopfte. Keiner wagte Bush auf den Rücken zu klopfen.
Ich habe den Eindruck, dass wir uns wieder in Feudalzeiten befinden.
Oder läßt sich die politische Elite Europas solche Gesten gefallen,
weil sie hofft, letzten Endes mit zu den Kriegsgewinnlern gehören
zu können?
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Die Kriegsbeute
soll nicht allein amerikanischen Konzernen wie Halliburton und Bechtel
überlassen bleiben. Da sollen auch die europäischen Konzerne ihren Anteil
habenWer glaubt, die Herrschenden in der EU seien Friedensengel, dem
ist zu raten, den Entwurf der EU-Verfassung gründlich zu lesen. Diese
Verfassung verpflichtet die Mitgliedsstaaten der EU zur permanenten
Aufrüstung. Es ist eine Verfassung zur Militarisierung der EU, in Konkurrenz
und in Nachahmung der USA.
Wie die nicht enden wollenden Kriege der USA, soll auch die Militärverfassung
der EU dazu dienen, das bankrotte System der kapitalistischen, globalen
Profitmacherei noch etwas länger am Leben zu erhalten. Doch dieses System
ist moralisch schon gescheitert. Alle die Lügen, die Herr Bush und seine
Vasallen non-stop verbreiten, können ihm keine Glaubwürdigkeit mehr
verschaffen. Das ganze Lügensystem soll vor allem der Bevölkerung, aber
auch den Politikern, den Verstand vernebeln. Leider machen die meisten
Medien dieses ekelhafte Spiel mit. Wir aber sind hier, weil wir uns
den Kopf nicht haben vernebeln lassen. Wir wollen offen sagen, dass
das System, für das Herr Bush und auch die europäischen Staatsoberhäupter
stehen, keine Legitimation mehr hat. Es kann keins der Probleme lösen,
die es selbst geschaffen hat. Es ist weder in der Lage die Arbeitslosigkeit,
noch die Umweltzerstörung, noch zunehmende interne wie zwischenstaatliche
Konflikte zu lösen. Daher greift man wieder zum Krieg, eventuell auch
zu einem Atomkrieg. Die Kriegslogik ist das A und O dieses Systems.Die
Akzeptanz einer solchen Kriegslogik in Wirtschaft und Politik wäre dann
wirklich der Bankrott aller Vernunft. Das werden wir nicht zulassen.
Wir werden nicht zulassen, dass Worte wie Freiheit, Frieden und Demokratie
von Leuten wie Herrn Bush so verhunzt werden, dass ein anständiger Mensch
nicht mehr wagt, sie in den Mund zu nehmen.
Wir werden dafür
sorgen, dass sie ihren ursprünglichen Sinn behalten. Wir werden nicht
schweigen. Wir sind nicht die schweigende Mehrheit. Wir werden weiter
reden, demonstrieren und Widerstand gegen alle Kriegstreiber leisten.
Die weltweite Friedensbewegung begnügt sich heute nicht mehr mit bloßen
Friedensappellen. Das letzte Sozialforum in Porto Allegre hat gezeigt,
dass immer mehr Menschen auf der ganzen Welt den Zusammenhang zwischen
Ökonomie und Krieg verstehen, dass sie sich zusammenschließen
zu neuen Bündnissen gegen Ausbeutung, Naturzerstörung, Globalisierung
und Krieg. Eine andere, friedliche Welt ist möglich. Sie wird nicht
von Leuten wie Bush gemacht, sondern von Leuten wie wir alle. ...
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