WLOE Feier für Frieden und Frühling am 20. März 2005

Was sie sagten...

Gisela Bilski:
Nachdem wir alle so einigermaßen Platz genommen haben und uns lose, locker vom Hocker hier hin setzten, jeder sich selbst versorgen kann am Buffet, möchte ich Sie alle bei diesem herrlichen Frühlingswetter, das uns herausgelockt hat, begrüßen. Sehr geehrte Herren und Damen, liebe Freundinnen und Gäste, hiermit möchte ich Sie aufs herzlichste begrüßen.

Wir freuen uns, dass Sie gemeinsam mit uns den 25. Jahrestag von WLOE in den USA und dem 2. Gründungstag in Berlin verbringen wollen. Es ist uns gelungen einige Referentinnen zu gewinnen, die auf dieser Veranstaltung ihre Projekte vorstellen werden. Aus dem Programm ersehen Sie, dass es sehr vielseitig ist und weit gefächert. Die einzelnen Projekte, die die Freundinnen und Damen hier vorstellen, wird jede ca. 5 Minute vorstellen und im Anschluss daran werden wir dann locker mit diesen Damen diskutieren, uns informieren und detailliert vorgehen.

Trotzdem möchte ich im einzelnen nochmal diese Damen begrüßen. Also laut Programm stehe ich an erster Stelle hier, nicht dass ich mich vordrängeln möchte, aber mein Name ist Gisela Bilski. Vielleicht können die Damen sich dann erkenntlich zeigen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Da ist die Ulrike Hohmuth, Anna Gyorgy, unserer first lady von Women and Life in Berlin, sie wird einiges sagen zu WLOE. Dann haben wir die Eva Quistorp, Ute Scheub, Mariam Notten kann leider nicht kommen und wir grüßen sie von hier und wünschen ihr gute Besserung. Dann Öykü Kaygusuz, wir haben die Regina Witt und unsere Elisabeth Meyer-Renschhausen, die auch zu unserem Vorstand gehört. Sie ist auch gleichzeitig Autorin einiger feministischer Bücher für Ökologie, Soziologie. In diesem Zusammenhang möchte ich gleich noch auf unseren Informations- und Büchertisch hinweisen. Wer heute nicht genug Geld dabei hat und trotzdem Interesse hat, die Bücher sind auch in der Marienstraße zu erwerben.

Nun möchte ich aber gleich auch noch einen bitteren Tropfen einwerfen in diese fröhliche Runde. Denn vor zwei Jahren begann im Irak der Krieg, der unselige, und dabei denken wir vor allem an die Frauen, denn die sind ja immer die leidtragenden, besonders die Mütter, weil die oft nicht wissen, wo sie das Essen für die Kinder am nächsten Tag hernehmen sollen oder können. Und hiermit grüßen wir die unterdrückten Frauen und benachteiligten Frauen auf der ganzen Welt. Wir verfahren jetzt so, dass die Ulrike das Wort ergreift, ca. 5 Minuten spricht und wie im Stafettenlauf dann das Wort an die nächste geht und so weiter. Ich danke für die Aufmerksamkeit.

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Ulrike Hohmuth:
Ja, liebe Damen und auch Herren, ich begrüße Sie recht herzlich bei pro agora im Quartierspavillon und ich möchte ein bisschen was von unserer Arbeit hier von pro agora erzählen. Pro agora, also die Betonung ist sozusagen hinten auf dem A, kommt aus dem Griechischen und heißt so viel wie Marktplatz und für uns ist wichtig, der Handel mit Produkten, das heißt bei uns geht es um Bioprodukte aber auch der Austausch von Ideen. Pro agora wurde gegründet 2003 in Chorin und arbeitet seitdem hier stadtteilorientiert. Wir haben in der Storkower Straße 50 unser kleines Büro, das heißt Stadtinsel und der Quartierspavillon hier ist ein Veranstaltungsraum, der von viele unterschiedlichen Nutzern gemeinsam genutzt wird. Dazu gehört die Schule, die sich hier hinten befindet, das ist die Paulinke Grundschule, die das hier auch als Aula verwendet, ist eine Musik orientierte Schule, und auch andere Schulen hier im Wohngebiet, dann ist die Volkssolidarität hier sehr aktiv, der Schachclub und hier ist eine kleine Lehrküche, wo mit den Kitas und den Schulen im Bereich Pankow gemeinsam gekocht wird.

Wir haben auch die Schulgärten und die Kitagärten hier im Wohngebiet umgestaltet nach biologischen Kriterien. Wir bauen hier Kräuter an, Gemüse und andere wildwachsende Pflanzen und versuchen so halt auch Stadtkindern zu vermitteln, über Ernährung, wo kommt Nahrung her, was bedeutet uns das und halt sozusagen auch die sinnliche Komponente mit einzuschließen. Das neueste ist eigentlich, dass wir hier jetzt im Rahmen von Arbeitsfördermaßnahmen ein Projekt Labor gegründet haben. Und im Rahmen des Projekts Labor wollen wir denjenigen, die aus den Projekten der Arbeitsbeschaffung kommen, wirklich auch Perspektive und einen Arbeitsplatz anbieten. Dieses Projekt Labor hat sich zu einem Geschäftsbetrieb des Vereins entwickelt, der jetzt Ökoessen herstellt für Kindertagesstätten und Schulhorte, das sind jetzt so zwischen 300 und 500 Essen, schmeckt den Kindern auch recht gut. Und der Bedarf ist steigend, der Trend ist eindeutig, weil es einfach auch den Eltern wichtig ist, für ihre Kinder gesunde Nahrung zu haben und sie sind in der Regel auch bereit, da auch ein bisschen mehr Geld auszugeben. Bloß ist es schwierig hier sozial vertretbar ein Angebot zu haben. Auch wenn es ein bisschen mehr kostet, ist denke ich auch die Qualität für die Kinder ganz entscheidend. Ja, das ist so ganz kurz das Profil von pro agora. Dort hinten liegen auch einige Infomaterialien, also wer noch Interesse hat, etwas mitzunehmen für die Kinder oder Angebote für Kindertagesstätten kann dort auch gerne ins Gespräch kommen. Ich bedanke mich und leite weiter an die Anna.

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Anna Gyorgy:
Vielen Dank. Es ist wirklich so schön, dass wir heute hier sein könnn. Wir haben diesen Raum kennen gelernt, als unsere Frauenfrühstücksrunde vor eineinhalb oder zwei Jahren hier getagt hat. Das ist eine Gruppe von Frauen in Großberlin, die etwas mit Essen, Ernährung und Landwirtschaft zu tun haben, von Herstellung bis Politik darüber.

Ich möchte jetzt ein paar Worte über den Hintergrund, jetzigen Stand und die Zukunft von unserem Projekt sagen. Genau an diesem Tag vor 25 Jahren sind 600 Frauen im Nordosten der USA zusammengekommen über den damals neuen Begriff, Ökofeminismus. Und wir dachten, was ist das in den achtziger Jahren und was bedeutet das für uns? Dort haben Frauen berichtet über Frieden und eine Reihe von ökologischen Themen. Eine war Lois Gibbs von Love Canal in New York, wo die Menschen jahrzehntelang von chemischem Abfall von Großindustrie betroffen waren. Wie Ihr in der Gründungserklärung von WLOE von 1980 sehen könnt, sind unsere damaligen Themen leider immer noch problematisch: Krieg, genverändertes Essen, unkontrollierte Macht von Großkonzernen
(Gründungserklärung auf Deutsch).
Nach diesem Treffen kamen auch weitere Aktionen, zum Beispiel die Umarmung des Pentagon am 17. November 1980 von zweitausend Frauen, eine Veranstaltung für Frieden. Diese Frauen konfrontierten die Kriegsmaschine auf den Stufen des Pentagon.

Unser historisches WLOE Transparent hinter uns ist 1982 gemacht worden für eine Großdemonstration mit einer Million Menschen gegen die Atomwaffen, die Cruise und Pershing Missiles, es gab eine ähnliche Reihe von Demonstrationen hier.

Was ist mit dieser Bewegung passiert? 1980 kam Ronald Reagan, auch eine schwierige wirtschaftliche Lage, und die Kräfte von damals sind auseinandergegangen. Immerhin haben die WLOE Frauen von damals in vieler Weise weitergemacht. Erst 1999 haben wir unter dem Namen ein Internetprojekt angefangen, um internationalen Austausch zwischen Frauen zu fördern und wichtige Informationen besser zugänglich zu machen. Jetzt nach fünf Jahren Entwicklung, drei Jahren davon in Berlin, zwei Jahren Website on-line, haben wir ein Modell erreicht. Jetzt sind es mehr als tausend Seiten in vier Sprachen, 6000 Links und über 12,000 Besuchern im Monat. Unsere Arbeit ist spannend aber auch sehr anspruchsvoll, bis jetzt ist alles mit ehrenamtlicher Hilfe gemacht worden. 2005 haben wir vor, unser Modell und Verein zu finanzieren und breiter zu präsentieren.

Unsere Veranstaltung heute sehe ich als eine kleine Flagge, Teil der Proteste an diesem Wochenende gegen den Irakkriege und die amerikanische Besatzung. In den USA gab es insgesamt 600 Veranstaltung in allen Bundesstaaten. Wie ein Aktivist der Presse sagte: "Unsere Aktivitäten sind ein bisschen unter dem Radar." Wie unsere Arbeit bis jetzt in Berlin. Zum Abschluss wollte ich einige bedeutende Frauen erwähnen, deren Arbeit unsere Ziele verkörpern. Eine Friedensaktivistin, Satomi Oba, aus Japan, die ende Februar 2005 plötzlich gestorben ist und ein großes Loch in der internationalen Vernetzung hinterlässt. Wir erinnern an sie und wollen ihre Arbeit so weit wie möglich fortsetzen. Die anderen Frauen haben einen großen Sieg erlangt, als sie nach 10 Jahre einen Prozess gegen die Patentierung eines einheimischen Baumes, des Neem Baums, gewonnen haben. Die Frauen, eine aus USA, eine aus Belgien, eine aus Indien, haben gesagt, dass ein Wissen, das 2000 Jahre alt ist nicht patentiert werden darf.

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Ute Scheub:
Vielen herzlichen Dank für diese wunderbare Einladung. Ich kann da ganz gut anknüpfen an das, was du gesagt hast. Einfach deshalb, weil Bewegung
manchmal auch nur im Untergrund ist. Wir haben ja heute einen so schönen Frühlingstag und manchmal entwickeln sich aus Raupen neue Schmetterlinge und es gibt einfach Zeiten, wo Raupen Eier in der Erde sind und wo es so aussieht als täte sich nicht so viel und dann kommen doch neue Ideen aus dem Boden. Ein bisschen so was habe ich auch zu erzählen.

Ich bin selber - inzwischen freie - Journalistin, Buchautorin und 1991 war ich noch in der Taz und ihr erinnert euch ja, damals war die erste Irakinvasion. Und aus Verzweiflung habe ich damals einen Aufruf in die Zeitung gesetzt: "Weltabstimmung gegen den Krieg", unterschrieben mit Frauenaktion Scheherazade, mit der Bitte, dass dieser Text gegen den Krieg und grundsätzlich gegen alle Kriege in verschiedene Sprachen übersetzt und in die ganze Welt gefaxt wird. Damals gab es noch kein Internet und das hat wider Erwarten ungeheuer gut geklappt. Innerhalb von vier Woche ist dieser Text wirklich um die Welt gegangen und wir haben 50 000 Unterschriften bekommen. Von so exotischen Ländern, wie den Tonga Inseln, Lateinamerika, Afrika, also alles mögliche, es war ein kleines Wunder, zumal wie gesagt, es gab das Internet noch nicht. Im Irakkrieg, ihr erinnert euch, damals sollten die kuwaitischen Ölquellen befreit werden und was ich unter anderem so furchtbar fand, war eben, dass auch Urangeschosse eingesetzt worden sind und wir haben ja auch wenig später dann die Folgen gesehen von diesem abgereicherten Uran, dass eben Frauen missgebildete Kinder zur Welt gebracht haben. Die Fehlgeburtenrate und Missbildungsrate ist um 100 % gestiegen, ich habe die Zahlen jetzt nicht Kopf, auf jeden Fall in Bazra und Umgebung, wo das passiert ist, kamen Kinder mit offenen Köpfen auf die Welt, mit Gedärmen außerhalb des Leibes, also entsetzliche Geschichten und wir wissen ja auch alle, da gibt es eine Halbwertszeit von mehreren Millionen Jahren, also uns wird das Problem erhalten werden bis in fast die Ewigkeit.

Diese Geschichte hat sich jetzt wiederholt, 2003, und nicht nur im Irak, also der Irak ist doppelt betroffen, sondern auch in Afghanistan. Ich muss jetzt noch mal auf 1991 zurückkommen. Wir haben damals mit diesen 50 000 Unterschriften in der Tasche versucht, Druck zu machen. Halina Benkowski und ich, wir sind damals nach New York zum Generalsekretär gefahren. Um ein Haar wären wir auch von ihm empfangen worden, aber es war dann doch nur sein Pressechef, aber immerhin konnten wir unsere Appelle da los werden. Und was damals glaube ich auch wichtig war, jedenfalls haben die Frauen uns das damals gesagt, die Frauen in der arabischen Welt, Marokko, Tunesien, Algerien und so weiter: Für die war wichtig, dass eine Fraueninitiative im Westen ihre Stimme gegen den Frieden erhoben hat.

Fatima Maenissi, die Alice Schwarzer der islamischen Welt kann man sagen, die hat uns dann eingeladen zu sich nach Marokko und hat uns das auch noch mal erzählt und hat uns eingeladen, zusammen mit anderen tunesischen, marokkanischen Schriftstellerinnen, wir haben da mehrere Tage diskutiert, das war ganz toll. Wir haben unter anderem über weibliche Utopien diskutiert, wie könnte eine Stadt aussehen, die wir uns wünschen. Das andere war, dass wir einen Weltfrauensicherheitsrat brauchen, dass die UNO zwar sehr wichtig ist, aber nicht wirklich unsere Interessen vertritt. Und die Frauen haben uns damals sehr ans Herz gelegt, dass wir weiter machen. Fatima selber sagte, dass sie so deprimiert gewesen war am Anfang des Irakkrieges, weil sie einerseits natürlich - sie ist eine Kämpferin für die Demokratie seit vielen Jahren und eine ganz große Netzwerkerin für viele Frauen NGOs - natürlich war sie in keiner Weise Freundin von Saddam Hussein, aber sie hat gleichzeitig das Gefühl gehabt, ihre Kultur wird angegriffen und sie fühlte sich vollkommen gelähmt. Diese Lähmung auch von anderen Frauen konnten wir glaube ich ein bisschen aufbrechen.

Jedenfalls ist damals ziemlich viel in Bewegung gekommen. Für uns schon zu viel. Also mir ist irgendwann die ganze Sache über den Kopf gewachsen. Wir sind dann von Konferenz zu Konferenz haben uns versucht da überall eingemischt. Bei mir es dann auch so. Ich habe mich 1992 auch verliebt und wurde schwanger und als dann wieder ein neuer Krieg im ehemaligen Jugoslawien am Horizont auftauchte, habe ich mich zurückgezogen, auch um mein Kind zu schützen. Das ist wieder diese Geschichte vom Raupe und Schmetterling. Es gibt ja immer welche, die die Arbeit dann weiterführen und in dem Fall war es Monika Hauser, die im Namen von Scheherazade damals nach Bosnien gefahren ist, sie ist Frauenärztin, sie wollte unbedingt was tun für die vergewaltigten Frauen. Sie hat mitten im Krieg ein Frauentherapiezentrum aufgemacht, das später auch modellhaft wurde für andere Therapiezentren. So was gibt es fast nirgendwo auf der Welt. Es gibt ganz wenige Organisationen, die sich um traumatisierte Frauen kümmern. Monika Hauser hat dann medica mondiale gegründet, das ist der Schmetterling, die große NGO heute, die ganz tolle Arbeit macht in Bosnien, Albanien, Kosovo, Afghanistan.

Wir als Scheherazade haben uns nach dem 11. September wieder gegründet. Dann mit zwei Zielen: Einerseits einen Weltfrauensicherheitsrat zumindest zu propagieren und andererseits die afghanischen Frauen zu unterstützen. Aus dem Weltfrauensicherheitsrat, das war dann eine Nummer zu groß, aber wir haben zumindest den deutschen Frauensicherheitsrat gegründet. Das ist auch wieder ein Schmetterling, würde ich zumindest behaupten. Das ist ein hervorragend funktionierendes Gremium. Ich bin da auch drin, deswegen sag ich das aber nicht. Eine tolle Vernetzung von Frauen, die in verschiedenen Bereichen aktiv sind. Wir sind jetzt auch dabei oder versuchen für das nächste Jahr einen europäischen Frauensicherheitsrat zu gründen, weil wir einfach überzeugt sind von der Idee und dass Frauen sich mehr einmischen müssen in Sicherheitspolitik.

Jetzt muss ich Mariam Notten vertreten: Das zweite sind unsere afghanischen Projekte. Mariam Notten hat leider schwere Neuralgie und lässt sich entschuldigen, sie wäre sehr gerne gekommen. Sie ist Afghanin aus Kabul und vielleicht kennt die eine oder andere auch ihr wunderbares Buch, ihre Lebensgeschichte: Ich wählte die Freiheit. Sie ist Soziologin hier und lebt seit 1968 in Berlin. Sie war damals sehr verzweifelt als sie zu uns kam und Afghanistan bombardiert wurde, Clusterbomben niedergingen und Urangeschosse niedergingen. Damit will ich noch mal anknüpfen an das, was ich vorhin über den Irak gesagt habe. Sie hat gesagt, Mensch, dieses Problem haben die Weltmächte sich selbst eingebrockt. Sie haben die Terroristen in Afghanistan und Pakistan selber gezüchtet. Das wird so schnell vergessen, wie die ausgerüstet wurden mit Geld und Waffen und dann eben daraus Al Quaeda und die Taliban entstanden sind. Dass die Taliban unterstützt worden sind von Amerika in Hoffnung auf die große Pipeline ans Meer. Und erst sehr viel zu spät hat man gemerkt, was man da heranzüchtet.

Mariam hat auch immer gesagt, man muss keine Bomber schmeißen, um die loszuwerden. In Afghanistan ist das immer so gewesen, dass man die losgeworden ist über Bestechung. So ist das auch tatsächlich gewesen, das weiß kaum jemand und da wird auch nicht öffentlich drüber geredet, aber die Taliban Kommandeure sind ganz offensichtlich bestochen worden. Das ist auch nachzulesen in dem Bob Woodwards Buch "Bush at war".

Wir haben dann in Nimroz, im äußersten Südwesten von Afghanistan, angefangen Projekte aufzubauen. Nimroz ist eine ganz besondere Provinz insofern, dass sie von Anti-Fundamentalisten und Demokraten regiert wird. Mariam ist inzwischen glaube ich viermal da gewesen und ich war einmal mit. Ich bin durch das entwickelte Iran gefahren und dann in dieses unglaublich arme und kriegszerstörte Afghanistan gekommen und hatte das Gefühl, ich komme von der Unfreiheit in die Freiheit. Die Frauen tragen dort keine Burka, es gibt keinen Warlord, die Männer, die dort an die Provinzgrenzen kommen müssen ihre Waffen abgeben. Es ist wirklich eine sehr sehr besondere Provinzregierung, die auch eine lange Tradition hat im Kampf gegen beide Seiten. Sowohl gegen die Sowjets als auch gegen die islamischen Fundamentalisten. Wir haben jetzt zum Teil in Kooperation mit anderen Organisationen ein Waisenhaus aufgebaut. Für dreißig Kinder, dreißig Jungs, die von den Taliban verschleppt worden sind und zu neuen Taliban hingezüchtet werden sollten. Wir haben eine Schule aufgebaut, die jetzt auch dringend erweitert werden muss, weil sie total überfüllt ist, die Schule der Freiheit. Das Besondere an dieser Schule und an allen Schulen in Nimroz ist, dass sie offen sind für beide Geschlechter. Das ist auch etwas ganz besonderes dort, das gibt es auch in keiner anderen Provinz sonst. Dann haben wir auch noch Frauenprojekte, besonders für Witwen, die halt sonst große Schwierigkeiten haben sich und ihre Familie zu ernähren. Die haben jetzt dort eine Bäckerei und eine Teppichweberei und Stickerei, da werden so Steppdecken gestickt. Das sind dann mehrere kleine Projekte, die ganz gut weitergehen. Alles weitere, wenn Sie dann noch was wissen wollen auf der Website nachlesen. Vielen Dank...

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Öykü Kaygusuz:
Hallo, schönen guten Tag, ich begrüße Sie alle und bedanke mich auch gleich für die Einladung, um uns und die Ökobrücke Deutschland Türkei e.V. kurz vorzustellen. Wir sind ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 2003 gegründet hat und gebildet wurde von an Ökologie interessierten Immigranten. Teilweise von Leuten, die beruflich aus dem Umweltbereich kommen, die aber auch einfach Interesse an dem Thema haben und sich hier engagieren wollen. Das Ziel der Ökobrücke ist es, den Umwelt- und Naturschutz in der Türkei und auch weltweit zu fördern. Das ist ja immer so, wenn man sich mit dem Umweltthema beschäftigt, müssen wir uns auch international einsetzen. Spezieller steht die Ökobrücke für die Förderung des Umweltbewusstseins von Migranten hier in Deutschland aber auch für die Förderung des Ökolandbaus in der Türkei. Wir haben also zwei Schwerpunkte

Wir versuchen einerseits den Informationsfluss zu fördern. Wir haben auch schon Seminare gemacht und fachliche Diskussionen, wo wir aus unserem Mitgliederkreis Leute einladen und auch Experten einladen, wo es Möglichkeit zum Austausch gibt. Ja und ganz wichtig ist es dabei auch immer, zweisprachig vorzutragen. Vor allem weil erst über die Sprache wir unsere Zielgruppe, die wir auch teilweise selbst sind ansprechen. Es gibt Infoveranstaltungen, es gibt unsere Internetseite, und wir versuchen eben auch eine Brückenfunktion zu erfüllen, versuchen Informationen aus der Türkei, Kontakt zum NGO-Umweltsektor dort herzustellen. Anfragen hier, Bemühungen, den Ökolandbau zu stärken, die Leute zusammen zu bringen, eben auch Netzwerke zu bilden. Wir haben auch schon verschiedene Anfragen, wir hatten die Möglichkeit den türkischen Landwirtschaftsminister zu treffen. Langfristig wäre es schön, wenn wir einen Austausch finden, wo man zum Beispiel Experten hier ausbildet zum Thema Ökolandbau und wo ein Wissenstransfer stattfinden kann, gegenseitig.

Ganz wichtig sind die Frauen, und ich bin auch heute hier, weil ich hoffe, Anregungen zu finden von Frauen und Frauenprojekten, weil ich denke, dass wir auch ganz stark die Zielgruppe der Frauen ansprechen müssen in der Zukunft, das hat ja auch der Weltfrauentag in der Türkei gezeigt. Wir haben auch schon Erfahrung, wir haben 2003 mit dem Quartiersmanagement Wrangelkiez ein Modellprojekt durchgeführt mit Frauenfrühstücken zum Thema Umwelt, Umwelterziehung und es war ein erfolgreiches Projekt, bei dem wir den Frauen Informationen vermittelt haben und sie überhaupt erstmal an einen Frühstückstisch zusammen gebracht haben. Diese Art von Aktivitäten wollen wir fortsetzen. Ich hoffe, dass ich hier auch noch auf interessante Gespräche treffen. In der Zukunft wird sicher unser Fokus auf Ökolandbau liegen. Wir werden auch noch einmal einen Infoabend machen zur "No to GMO Konferenz" und den Kampagnen, die da laufen und überhaupt die Immigranten informieren, wie es um die genmodifizierten Organismen in Lebensmitteln steht. So viel zur Ökobrücke.

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Eva Quistorp:
Ja, liebe Frauen. Es war eine Art Weltreise für mich, das muss ich zugeben. Aber ich bin Anna und Euch dankbar, dass ich auf diese Weise mal hier die Ecke von Berlin und wie man da hin kommt, kennengelernt habe und da ich hier bin als eine alte Freundin von Anna, die ich im Mai 1980 vor dem Weißen Haus kennengelernt habe, als ich da mit Daniel Elsberg und noch einer Frau aus Berlin zusammen gegen die Inauguration von Reagan protestiert habe. Dagegen, dass Helmut und Ronald sich trafen, dass fand ich, hat mich und viele Berlinerinnen und viele Westdeutsche und DDRlerinnen nicht repräsentiert und dann dachte ich, da musste ich irgendwie eine Gegeninszenierung machen. Also haben wir uns da zum ersten Mal vor das Weiße Haus gestellt und da habe ich eben unter anderem Anna und viele aus der amerikanischer Friedensbewegung kennengelernt und damit gibt es eine Art Parallele oder schwesterliche globale Verbindung zwischen der amerikanischen Frauenfriedensbewegung und Frauenökologiebewegung und den westdeutschen und westeuropäischen Frauen für Frieden und Frauen für Frieden, die dann auch später in der DDR entstanden sind.

Wo ich heute nicht bin, an einem Ort, wo heute einige von Frauen für Frieden wieder aktiv sind, wie auch schon vor zwei Jahren. Und zwar haben wir heute aufgerufen,vor der US-Botschaft zu stehen. Vielleicht kennen einige von Euch noch das Plakat, das überhaupt nicht überholt ist, sondern leider seit Herbst 2002 aktuell ist, also seit der Irakkrieg vorbereitet und geplant wurde, als Blair sich da vorgedrängelt hat, um gleich zu zeigen, er ist der Bündnispartner für Bush. Die drei im Bunde sind da Blair, Bush und Cheney und Ihr seid wahrscheinlich über den Irakkrieg sehr gut informiert, also es wird meistens nur über den Bush geredet, aber richtiger ist es eigentlich auch immer gleich über den Cheney zu reden, nicht nur weil er Vizepräsident ist, sondern auch, weil er klar macht, es geht da nicht nur um einen Präsidenten, der gewählt wurde, weil er nun irgendwelchen Leuten sympathisch ist oder die Steuern erleichtert, oder irgendwelche Freiheitsmeinungen hat, sondern weil hinter ihm eine wahnsinnige Lobby steht, die auch schon seit Jahrzehnten aktiv ist und sich immer mit der Gegenlobby in den USA streitet oder ausbalanciert und Cheney vertritt eben wie Condoleeza Rize und andere die Ölindustrie und ist in der Firma Haliburton drin.

Ihr könnt gerne auf die Website der Berliner Erklärung gehen, wir haben damals diesem Künstler aus Berlin, der das entworfen hat, Asyl gegeben auf der Website der Berliner Erklärung, weil er weder von der Heinrich Böll Stiftung noch von anderen, die normalerweise Geld dafür haben sollten, Geld gekriegt hat. Das war denen zu sehr agit prop und wahrscheinlich zu aggressiv, aber ich bin stolz darauf, auf die Parole hingewiesen zu haben: "The way to find Bin Laden". Denn ihr wisst wahrscheinlich auch alle, dass Bin Laden immer noch nicht gefunden wurde ist und man ihn auch angeblich immer noch nicht finden konnte, also der wesentliche Grund diesen Krieg zu führen neben den mehreren anderen prätexten Vorwänden, die da in die Medienpropaganda gegeben worden sind, ist überhaupt nicht erfüllt und man fragt sich natürlich für wen und aus welchem Grund dieser Krieg überhaupt begonnen wurde, der ja noch weiter geht. Und wir haben also darum, als der Krieg begann, am 19. März in der Nacht vom 19. März vor zwei Jahren haben wir mit Frauen zusammen zu einer Mahnwache aufgerufen, es hat dann ja auch viele spontane Reaktionen gegeben und wir haben dann auch die Demonstrationen, auf denen wahrscheinlich viele von Euch waren, dann am 15. Februar 2003 die große Demo hier in Berlin, haben wir auch mitgemacht.


Wir sind keine sehr große und auch keine finanziell bestückte Organisation wie die Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges, wir sind auch nicht so alt wie die internationale Liga der Frauen für Frieden und Freiheit, die schon vor dem ersten Weltkrieg gegründet wurde, aber wir haben eigentlich mit beiden, würde ich sagen, viele geistige und politische Traditionen gemeinsam. Nur sind wir entstanden zu einer Zeit - das können sich wahrscheinlich nicht alle so genau vorstellen - nämlich 1979, als es noch eine starke Frauenbewegung in Westeuropa gab und auch Ansätze von unabhängigen Fraueninitiativen in der DDR, Jugoslawien, in der Sowjetunion. Also immer so kleine Zentren gab es, die eigentlich ähnliche Fragen gestellt haben, nämlich das Thema Gewalt gegen Frauen, Selbstbestimmung von Frauen, was sind die Frauenbilder, wie werden die Frauenbilder hergestellt, wie können wir uns da frei entscheiden, was verstehen wir wirklich unter Liebe, wie wollen wir zusammenleben mit Männern und mit Kindern und in Nachbarschaften und wie wollen wir uns politisch einmischen und sind wir durch die Frauen, die da in offiziellen Gremien vertreten sind, wirklich vertreten?

Wir haben damals reagiert darauf, dass Reagan an die Macht gekommen ist. Und zwar nicht alleine oder auf eigene Idee, sondern weil Frauen in Skandinavien, - Skandinavien hat ja eine lange Frauentradition und auch eine lange Friedenspolitische Tradition - weil Frauen in Skandinavien einen Appell gemacht haben, der dann in der TAZ abgedruckt wurde: Ein Aufruf zum Frieden von skandinavischen Frauen:
"So nicht, wir verzweifeln angesichts der aktuellen politischen Entwicklung, Uns wird immer klarer, dass Frauen auf der ganzen Welt mit Gedanken voller Angst leben und sind mit der gleichen Furcht belastet. Haben wir und unsere Kinder eine Zukunft? Wir wollen zusammen mit Frauen der ganzen Welt unsere Ohnmacht in Stärke verwandeln, wir wollen nicht länger den Machtkampf zwischen den Großmächten stillschweigend akzeptieren, alle Aggressionshandlungen müssen unmittelbar eingestellt werden, die Abrüstungsverhandlungen müssen sofort wieder aufgenommen und Ergebnisse in die Tat umgesetzt werden. Wir fordern, Abrüsten für einen dauerhaften Weltfrieden, Rüstungsmilliarden für Nahrung aller auf der Welt, Nein zum Krieg."
Ja, das ist vom 18. Februar 1980 in Kopenhagen, wo viele Frauen auch noch den Überfall durch die Deutsche Wehrmacht erlebt haben und dem widerstanden haben.

Wir haben dann hier als Berlinerinnen, weil wir uns hier als eine radikalere Frauenbewegung verstanden, natürlich doch noch einen eigenen Text mir eigenem Senf gemacht und haben das dann "Anstiftung der Frauen zum Frieden" genannt und gesagt, dass wir sozusagen aus allen Machtbündnissen ausbrechen, wir ordnen uns nicht in Reih und Glied ein. Wir tanzen aus der Reihe. Und damals war die Zeit als auch noch die Anti-Atombewegung stark war, das war also praktisch ein Frauenakzent und eine neue Fraueninitiative und Frauenstärke im Bündnis mit der Anti-Atombewegung der Friedensbewegung, die sich zu der Zeit weltweit gegen Atomwaffen organisiert hat, wir haben damals ungefähr 40 000 aktive Frauen gehabt, das kann man sich heute nicht mehr vorstellen.

Es gibt in allen Frauenbewegungen, jedenfalls die, die basisnah sind und die nicht furchtbar viel Geld im Rücken haben, immer wie im Leben auf und abs, also Krankheit, aber auch neue, praktische Aufgaben, einige von uns sind älter, einige wie Petra Kelly sind ermordet worden, andere gestorben, andere aktiv als Großmütter, einige sind sehr aktiv bei der Betreuung von Kindern von Tschernobyl, das ist eine ganz andere Art von Aufgabe, da kann man nicht so sehr Demos machen oder Bücher schreiben, da hat man ganz konkrete praktische Aufgaben, wie sonst auch Mütter. Also die mit Verbindlichkeiten einhergehen und wir sehen uns in der Tradition der internationalen Frauenbewegung, haben aber ein kritisches Verhältnis zum Stalinismus immer gehabt, daher auch zusammengearbeitet mit Bärbel Boley und Katja Havemann und hoffen, dass sich sozusagen wieder eine stärkere Frauenbewegung international innerhalb der globalisierungkritischen Bewegung entwickelt, weil wir denken, dass ein Teil der Frauenpolitik zu sehr auf Regierungs- und ja, jetzt werden wir Professorinnen, jetzt werden wir Managerinnen, sich orientiert hat und dagegen bin ich persönlich nicht, dass Frauen Machtpositionen haben. Aber wenn das der einzige Trend ist und man sich dabei von den anderen Frauen abkoppelt, sie praktisch verrät, und wofür ich ein Beispiel Hartz IV finde, dann kappt man sich seine eigenen Wurzeln ab, dann hängt man die Frauen ab, die gerade im Alltag und an der Basis kreativ sind und die sich mit geringeren Einkommen und mit unsicheren sozialen Verhältnissen durchschlagen müssen und deshalb gehören Frauen für Frieden inzwischen eigentlich mehrheitlich nicht zu denen, die im Glamour und im Rampenlicht stehen, sondern mit vielen anderen zusammen versuchen müssen, anständig und zufrieden und bescheiden in Solidarität mit anderen zu leben.

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Regina Witt:
Ich bin Regina Witt von der Gäa und ich fange mal damit an, von unserer Geschichte zu erzählen, weil wir ja nicht so bekannt sich. Wir sind Ende der 70er Jahre als Basisbewegung entstanden, würde man sagen. Eine kleine Gruppe in der ehemaligen DDR. Zusammengekommen vom Norden bis zu tiefsten Süden, bis Thüringen, ungefähr 20 Menschen, die sich gedacht haben, die Welt und die Landwirtschaft muss doch ökologisiert werden, das heißt im Bereich einer ökologischen Landbewirtschaftung. Wir haben dann Briefe geschrieben an den Bauerkongress der DDR, wir haben versucht, Kirchenland in ökologischen Landbau umzustellen und einige von denen, die damals dabei waren, haben auch in der Privatlandwirtschaft auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt.

Es gab dann auch sehr guten Kontakt zu den westdeutschen Anbauverbänden, damals schon und auch den ganzen Pionieren der westdeutschen Bewegung und diese 20 sind dann kurz vor der Wende im Prinzip auseinander gegangen, wir waren damals unter dem Dach des kirchlichen Forschungshelms in Wittenberg. Das ist ja eine andere Tradition als im Westen, dass es also immer unter dem Dach der Kirche in der DDR möglich war sich relativ frei und demokratisch zusammen zu finden und alle die, die den Genuss hatten dort in kleinen Gruppen zusammen zu sein, haben einfach auch Demokratie und bürgerliches Verständnis gelernt. Deshalb gibt es auch manchmal Differenzen zu denen, die einfach nicht in diesen Bewegungen waren.

Dann haben wir also die Gäa gegründet, kurz vor der Wende, eigentlich als Verein für den Ökologischen Landbau. Sehr praxisbezogen für die Landwirte und Gärtnerinnen, die also nach ökologischen Kriterien arbeiten wollten, haben dann auch eigene Richtlinien gemacht und dann kam die Wende. Und dann durfte ich 1990 zum Beispiel zum IFOAM Kongress fahren, das ist die internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen. Da kam ich dann in Kontakt mit Ökolandvertretern und die haben dann gesagt: "Kommt doch zu uns, dann machen wir das zusammen." Ich war auch ganz beseelt davon, kam zurück und dann war ich also doch die Ketzerin, weil man was eigenes machen wollte. Das eigene, das existiert jetzt 14 Jahre und das hätten wir auch nicht gedacht und orientiert sich hauptsächlich an ostdeutschen Verhältnissen und die sind nunmal wirklich anders. Wir haben das nicht geschafft, was wir wollten, wir wollten ja eine breite Ökologisierung der Landwirtschaft, nämlich auch die Umstellung von LPG Nachfolgebetrieben. Aber die hatten mit uns nichts zu tun, weil wir waren einfach eine zu alternative Bewegung, da sind dann also mehr in den Verband Biopark gegangen und da sind sie auch heute noch.

Wir haben also mehrheitlich kleine Betriebe und das sind auch alle Pioniere, deshalb passt das auch zusammen mit dem Begriff Gäa, der wurde also uns vorgeschlagen von dem einen Gründer, Reinhard Schade, der eigentlich aus der Dementer Ecke kam oder aus der Anthroposophie. Er sagt, wir sollten doch eigentlich "Gäa" sein, das ist noch viel umfassender. Lange Jahre ist mir nicht klar gewesen: Warum dieser unaussprechliche Name und warum nicht Gaia, wurde ja in Sachsen gegründet, deshalb sicher Gäa, die können das sicher noch besser aussprechen... Naja, aber jetzt ist mir das viel klarer geworden, weil ich nämlich ganz viel gelesen habe, aus ganz verschiedenen Bereichen, dass es ja in der vorchristlichen Zeit eine ganz andere Gesellschaft gab, die viel enger mit der Natur gelebt hat, die viel weiblicher war, wo die Frauen sehr viel mehr Macht hatten und sehr viel mehr Rechte, die hatten sie auch im alten Ägypten habe ich jetzt erfahren und die hatten sie auch im Hochmittelalter gehabt, das habe ich ganz jüngst erfahren, da gab es also ganz viel Regiogeld und die Frauen hatten sehr viel Macht und haben eben Müttergöttinnen angebetet. Zwischendrin dachte ich, Muttergöttinnen anbeten ist ja doch sehr altmodisch und sehr weit weg, sehr spirituell. Es ist ja nun auch nicht so, dass wir alle weiblich bewegt sind in unserem Verein, sondern das sind ja meistens ganz gewöhnliche Familien, also schon Pioniere, wo schon ganz normale Verhältnisse herrschen, sag ich mal, Vater Mutter Kind, Kleinstfamilien, die also ihre Arbeit machen.

Das heißt, den Begriff Gäa, das sehe ich jetzt als Anbruch einer neuen Zeit, ich hoffe, dass die Zeit schon begonnen hat, auch durch solche Initiativen wie pro agora, wo also einfach konkret gehandelt wird im weiblichen Sinne. Deshalb bin ich auch zu Women and Life on Earth gekommen, weil ich denke, all die Bewegungen, gerade die Basisbewegungen sollen vernetzt sein, sollten weiblich ausgerichtet sein in ihrer Art und auch wenn mein Verband hauptsächlich männliche Ökobauern umfasst, arbeiten sie ja doch auf einem weiblichen Feld und der Ökolandbau ist einfach ein weibliches Feld.

Um das noch mal konkret und aktuell zu machen: Wir lesen in der Presse, der Ökolandbau hat einen großen Umfang, die Umsätze steigen im zweistelligen Umfang. Das ist alles sehr erfreulich, letztendlich hat es aber nichts mit der konkreten Situation der Ökobauern hier paar Kilometern weiter zu tun. Den Ökobauern geht es in der Regel schlecht, sie müssen sehr hart arbeiten, sie müssen sehr universell arbeiten, sie müssen immer mehr tun um ihre Einkünfte zu haben. Sie machen selber jetzt schon Hofverarbeitung, sie machen selber die Vermarktung, sie verkaufen auf dem Markt, also das ist ein sehr hartes Leben. Wenn andere Ökobauer auf Tausenden Hektar produzieren, wie zum Beispiel, Günther Fiehlmann. Günther Fiehlmann ist ja ein Brillenproduzent - ich habe keine Brille von Fiehlmann - Günther Fiehlmann hat also so viel Geld übrig von seinem Brillenverkauf, dass er sich zwei Landgüter leisten kann. Eins bei Lübeck, eins nördlich von Schwerin, mit über 1000 Hektar, also weit über 1000 Hektar, wo er seine Überschüsse hereinsteckt. Und wenn man sich dann überlegt, dass er für diese über 1200 Hektar EU-Gelder kriegt und Landesgelder in 6stelliger Höhe, unsere Steuergelder. Dann frage ich mich, was hat das noch mit Ökolandbau zu tun und mit sozialen Ansprüchen. Da stehen dann also drei Brillenschafe und fünf Rinder und da stehen die neuesten und tollsten Maschinen, die es gibt und man bewirtschaftet den ganzen Hof mit drei Leuten. Und der macht dann mit seinem vielen Getreideaufkommen sozusagen die Preise mit kaputt.

Natürlich wollen wir auch eine große Fläche haben, das ist ja auch richtig, nur ich glaube an diesem Beispiel wird klar, dass Ökolandbau einfach nicht gleich Ökolandbau ist und dass man sich in Zukunft eben auch überlegen muss, was hängt mit Ökolandbau eigentlich noch zusammen. Jetzt wurde gerade davon geredet, Ökolandbau aus anderen Ländern muss Fair Trade sein. Die meisten Produkte haben aber nicht das Fair Trade Siegel. Das heißt, es werden also Kleinlandwirtschaften vernichtet, um Großlandwirtschaften zu gründen, die dann Bioproduktion für unsere westlichen Länder machen. Also das kann's nicht sein und deshalb muss sich in nächster Zeit etwas entwickeln, was zu den Ursprüngen, zu Gäa zurückgeht, nämlich zu den Ursprüngen der Natur.

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Elisabeth Meyer Renschhausen:
Ich bin Elisabeth Meyer Renschhausen, ich arbeite mit im Verein Women and Life on Earth, auch im Vorstand. Ich muss mich aber bedanken bei den anderen, die viel getan haben, während ich sozusagen jetzt hier so reinspringen, weil ich gerade von anderen Stellen komme, davon werde ich gleich erzählen. Zur Zeit bin ich auch als freischaffende Autorin tätig und finde kaum noch Zeit für das Vereinsleben.

Ich komme gerade von einer wunderbaren Veranstaltung, ich bin nämlich auch Mitglied in der Interessengemeinschaft Gleisdreieck und der
Arbeitsgruppe Kleinstlandwirtschaft
und heute nach vielen vielen Jahren Kampf wurde endlich ein kleines Stück des berühmte Gleisdreiecksgeländes hinter dem Potsdamer Platz, wo wir sein 15 Jahren und noch viel länger kämpfen, in verschiedenen Generationen von Bürgerinitiativen uns bemühen, dass das Grün bleibt. Da hat sich nach 1945 ja so ein spontaner Urwald entwickelt auf dem alten Bahngelände. Jetzt haben wir also 6000 Quadratmeter für ein Gemeinschaftsbürgerpark und Gemeinschaftsgartern zur vorläufigen Nutzung überreicht bekommen. Die letzten Male haben wir immer in der Bürgerinitiative gesessen und gedacht, huch, wer macht denn da noch mit? Wie das halt so ist bei Bürgerinitiativen, wenn es sich über Jahre und Jahre zieht und man denkt man ist 85 bis es dann endlich mal Wirklichkeit wird, also wir waren nicht mehr so ganz viele.

Aber siehe da, da es so ein schönes Wetter war, heute waren da die großen Menschenmengen, die da hin strömten und die Möckernstraße verstopften, denn wir wollte ausnahmsweise durch das richtige Tor aufs Gelände gehen. Es hatte sich sogar ein Baustadtrat bereit erklärt, mit dem Schlüssen zu kommen, siehe da, wer kam nicht, unser lieber Baustadtrat, also mussten wir doch mit dem Bolzenschneider an das Tor heran, das war natürlich auch viel fotogener. Schließlich wurde das Tor dann ausgehebelt und wir sind auf das Gleisdreieck geströmt. Wir hoffen, dass das jetzt endlich einer der weiteren community gardens bzw. internationalen Gärten in Eigenregie der Bürger in Berlin wird. Das ist eigentlich so was ähnliches, wie Regina Witt das gerade gesagt hat. Das ist von außen gesehen nicht besonders Frauenbewegt. Aber von innen gesehen findet man dann immer, dass da viel mehr Frauen bei sind und die Männer, die dann da mitmachen, das sind eher die, die auch mal den Kinderwagen schieben oder abwaschen. Kurz um, es ist sozusagen, weil es ein non-profit Bereich und ein sehr praktisches Feld ist, sind weltweit auch sehr viele Frauen beteiligt und aktiv.

Wobei man sagen muss, dass diejenigen, die die Bürgerinitiative lange durchgehalten haben, sind dann auch einige Männer. Naja, und das muss man dazu sagen, das ist ja nicht der erste, sondern wir haben ja im Wrangelkiez, da ist vor ein paar Wochen der internationale Garten Friedrichshain-Kreuzberg gegründet worden. Demnächst entsteht der nächste und schon viel länger in Köpenick ist eigentlich der erste in Berlin gegründet worden. Die interkulturellen Gärten in Köpenick und man hat die Idee, dass plötzlich diese Idee der Selbstgestaltung von Grün in freiwilliger Arbeit von Bürgerinnen und zwar über alle Grenzen ethnische und sonstwie Status hinweg, dass das Wirklichkeit wird und sozusagen auch ein kleiner Lichtblick in dunklen Zeiten und wobei man vielleicht hier gerade bei solchen Sachen aus der Krise eine Chance machen kann. Zum Beispiel jetzt bei uns beim Gleisdreieck, da ist es ja so, das Grün war da, die Bahn betätigt sich da als Bodenspekulant. Die will da irgendwie dicke, fette Häuser drauf haben. Sie haben schon ein Parkhochhaus drauf stehen, das ist immer leer. Naja und so was wollen sie das in großen Mengen, und wir sagen: "Nein, nein, es steht geschrieben, das kriegen wir als Ausgleichsgrün für die Potsdamer Platz Bebauung." Dafür ist sogar Geld da, zum Glück nicht so viel, denn Geld heißt immer Entmündigung der Bürger. Da wird dann immer ein lupenreiner Park, wo man zwischen den Beeten täglich feudelt, angelegt und man darf sich nicht darin bewegen. Wenn jetzt aber kein Geld da ist, dann ist die Chance viel größer, dass sich die Bürger ihren Park selber bauen dürfen und vielleicht sogar internationale Gärten gestalten dürfen.

Zu den internationalen Gärten muss man sagen, das hat so seine Schwierigkeit, denn Gärten klingen in Berlin, besonders in bestimmten ökologisch denkenden Kreisen eher nach Zaun, und insofern ist es der Name der internationalen oder interkulturellen Gärten, der klar macht, es geht nicht um die Zäune oder nicht Zäune, sondern es geht um einen neuen Umgang mit Mutter Erde und mit der Natur und gemeinsam und insofern ist es auch ein neues Miteinander praktisch und reflektierend zugleich. Ich habe ja gerade letztes Jahr die community gardens in New York City untersucht. Seit 30 Jahren sind sie vorhanden, aber gerade in den letzten 10 Jahren haben sie einen unheimlichen Aufschwung erreicht. Jetzt sind sie vor allen Dingen in den Ghettos und da es ist vor allen Dingen ganz praktischer, knallharter Gemüseanbau, der auch auf Minimärktern, informellen Märkten, verkauft wird. Es ist ganz klar der Beitrag der Leute zu einem ökologischen Weltumbau. Und die Amerikanerinnen sind praktisch, die fangen das eben mit der Ernährung and, und wenn es geht, gleich im eigenen Garten. Da gibt es verschiedene Gruppen, das ist von Stadtteil zu Stadtteil verschieden. Die einen bauen das für die nächste Suppenküche an, die andern machen Stadtteilreanimation durch einen informellen Markt. Theoretisch geht das nicht, auch in den USA dürfen Kleingärtner nicht verkaufen, aber die verkaufen eben trotzdem, weil der Stadtteil sowieso abgeschrieben ist. Also die Verhältnisse sind da ja dramatischer als hier, und aber sie sind ganz begeistert, die Veränderung der Welt in die eigenen Hände nehmen zu können. In diesem Sinne haben wir also ganz tolle Frauen da in New York City getroffen. Das hoffe ich mir, solche Leute werde ich auch in nächster Zeit in Berlin, in Köpenick, in Friedrichshain-Kreuzberg und auf dem Gleisdreieck weiter auch treffen. Dankeschön..

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