In keinem der Nachrufe, habe ich ein Wort zu Bergrun Richter gefunden. Horst Eberhard und sie waren, wenn ich mich recht erinnere, 55 Jahre verheiratet. Bergrun und ich haben während des Bosnien Krieges eine Reihe gemeinsamer Aktionen gemacht. Ich war manchmal in dem Haus in Gießen.

Bergrun hat ihrem Mann "den Rücken frei gehalten". Wenn er aufstand, hatte sie schon die wichtigsten Zeitungen durchgesehen, angestrichen, was für ihn wichtig war. Sie hat die Last des Alltags mit Haushalt, Kindern, Enkelkindern für ihn auf sich genommen. Enkelkinder sind hier wichtig. Eine der Töchter war sehr krank, deren Kinder, 3 und 4 Jahre alt, wuchsen dann in Gießen unter Bergruns Obhut auf. Sie war seine Gefährtin im Denken, im Handeln. Ihren Anteil zu würdigen, wäre mehr als notwendig.

Auch im Fall von Georgius Papandreou ist die Rolle einer nahe stehenden Frau, in dem Fall der Mutter, Margarita Papandreou nicht gewürdigt worden. Frau Papandreou ist seit vielen Jahren sehr aktiv in der Frauen- und Friedensbewegung. sie ist sehr radikal im Denken und in ihren Forderungen für Frieden, für Menschenrechte. Sie war viele Jahre Vorsitzende der größten griechischen Frauenorganisation. Sie war die Mitinitiatorin der Bewegung "Women for a Meaningful Summit". Diese Gruppe von Frauen aus verschiedenen Ländern ist zu allen Gipfeltreffen zwischen Reagan, später Bush und Gorbatschow gefahren, um die Stimmen der Frauen und der Friedensbewegung dort hörbar zu machen. Die Forderungen, die dort, vor allem auch von Frau Papandreou, gestellt wurden, sind bis heute richtungsweisend.In vielen Dokumentationen zu Papandreou und der Lage in Griechenland wurden immer der Vater, Großvater erwähnt, nie aber die Mutter.

Den Anteil der Frauen an politischen und wissenschaftlichen Prozessen zu sehen, ist eine erster Schritt dahin, diese Rolle ihre Bedeutung gemäß zu würdigen.

Viele Grüße
Ellen Diederich