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IFFF/WILPF

Die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit ist eine internationale Nichtregierungsorganisation mit nationalen Sektionen in über 40 Ländern und allen Kontinenten dieser Welt. Die IFFF/WILPF besitzt Beraterstatus* bei verschiedenen Gremien der Vereinten Nationen (UN) mit einem internationalen Büro in Genf und einem New Yorker Büro, das sich vor allem der Arbeit der UN widmet.

WILPF ist die älteste Frauen-Friedensorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung mitten im ersten Weltkrieg 1915 in Den Haag richtet sie sich gegen alle Formen von Krieg und Gewalt. Sie war maßgeblich an der Gründung der Vereinten Nationen (UN) beteiligt. Die IFFF/WILPF beteiligt sich an internationalen Kongressen und Weltfrauenkonferenzen und setzt sich auf nationaler Ebene für ihre Ziele ein. Mehr über WILPF ›

Aktion Aufschrei

Bundesweite Veranstaltungstermine der Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel unter: http://www.aufschrei-waffenhandel.de/Veranstaltungstermine.69.0.html.

Neuigkeiten

20.06. 2008

Journalistinnenbund unterstützt indische Frauenzeitschrift Manushi

Die indische Journalistin sowie Frauen- und Menschenrechtlerin Madhu Kishwar und Mitarbeiterinnen der Zeitschrift ‚Manushi’sind am 6. Juni 2008 in einen zunächst unbefristeten Hungerstreik getreten, der am 18. Juni beendet wurde. Die Redaktion von ‚Manushi’ hatte sich dem Hungerstreik einer Gruppe von indischen Händlern und Händlerinnen am Nehru Place in Delhi angeschlossen, die seit Jahren unter den Augen der Behörden so massiv von Schutzgeldeintreibern bedroht und mit Gewalt verfolgt wird, dass sie mit dem Mittel des unbefristeten Hungerstreiks internationale Aufmerksamkeit erregen wollten.

 Der Journalistinnenbund (jb) bat darum,

"die Aufmerksamkeit auf diesen Fall zu richten, um eine möglichst große Öffentlichkeit der Vorgänge herzustellen. Madhu Kishwar hat in ihrer Zeitschrift schon seit Jahren über Säuberungsaktionen gegen Händlerinnen und Händler berichtet, an denen ihren Berichten zufolge auch die indische Polizei sowie Behördenvertreter beteiligt waren. Zeitweise musste sie das Erscheinen des Blattes einstellen, weil die gesamte Redaktion massiv bedroht wurde."


Am 18. Juni berichtet Aviva-Berlin.de, dass der Hungerstreik beendet wurde:

Der Hungerstreik von der Manushi-Redaktion und den VerkäuferInnen des Nehru Platzes ist beendet, nachdem sie mit ihren Forderungen Erfolg hatten. In einer Presseerklärung erklärt Madhu Kishwar: In the light of the firm assurance given by the Lt Governor´s office for alternative sites for displaced Nehru Place vendors by June 18th evening, the indefinite hunger strike and satyagraha has been called off for the time being. We are hoping that the uprooted vendors will be able to rehabilitate Nehru Place vendors at the agreed upon place till such time as permanent tehbazari sites are allotted to Nehru Place and other vendors by August 30th, as per the directions of the Supreme Court. If not, we have no choice but to continue the battle....

 

Hintergrund:

 

Chefredakteurin der indischen Frauenzeitschrift ‚Manushi’ im Hungerstreik

Verzweifelte Aktion gegen Korruption und die gewaltsame Vertreibung von Händlern und Händlerinnen in Delhi / Von Sibylle Plogstedt

Die indische Journalistin sowie Frauen- und Menschenrechtlerin Madhu Kishwar und Mitarbeiterinnen der Zeitschrift ‚Manushi’ befinden sich seit dem 6. Juni 2008 in einem unbefristeten Hungerstreik. Die Redaktion von ‚Manushi’ hat sich dem Hungerstreik einer Gruppe von indischen Händlern und Händlerinnen am Nehru Place in Delhi angeschlossen, die seit Jahren unter den Augen der Behörden so massiv von Schutzgeldeintreibern bedroht und mit Gewalt verfolgt wird, dass sie nun mit dem Mittel des unbefristeten Hungerstreiks internationale Aufmerksamkeit erregen wollen. Der Streik soll bis zum Tode fortgeführt werden.

Madhu Kishwar hat in Manushi seit 1999 immer wieder über die rechtlichen Verstöße geschrieben, die gegen die Händler verübt wurden. Sie berichtete, wie fünf Händler an Krankheiten in Folge von Hunger gestorben sind,  nachdem sie aus ihren Läden vertrieben worden waren. Von der staatlichen Entwicklungsagentur Downtown Development Authority (DDA Office) war ihnen jedoch zugesichert worden, dass die Stadt ihre Politik so verändern wolle, dass die Händler ihr Gewerbe ausüben dürften. Als diese dann am nächsten Tag wieder zu ihrem Stand am Nehru Platz kamen, fanden sie ihre Verkaufsstellen von Bulldozern zerstört. Auch darüber hat Manushi berichtet.

Die Händler am Nehru Platz mussten  pro Tag Schutzgelder in Höhe von 500 Rupien (umgerechnet 7,50 €) zahlen, wenn sie in Ruhe gelassen werden wollten. Diese Gelder,  so schrieb Manushi, seien  von der örtlichen Entwicklungsbehörde DDA Office und der Polizei eingesteckt worden.

Manushis Berichterstattung über die Situation der Händler gipfelte in einer Existenzkrise für das Blatt. Manushi hatte in den 70er Jahren als Frauenzeitschrift begonnen und entwickelte sich zunehmend zu einer Menschen- und Frauenrechtszeitschrift, einer der ersten weltweit. Der Name Manushi bedeutet in Hindi  „Menschin“.

„Irgendwann trifft man bei der Berichterstattung auf Gegenkräfte, die mafiös organisiert sind und die für eine Zeitschrift zu stark sind“, sagte Madhu Kishwar bei ihrem Deutschlandbesuch im Jahr 2007.  Ende 2007 entschied sich Madhu Kishwar, ihr Frauen- und Menschenrechtsblatt vorläufig einzustellen, um die Mitarbeiterinnen nicht zu gefährden. Sowohl die Mitarbeiterinnen von Manushi als auch Chefredakteurin Kishwar wurden mehrfach physisch angegriffen und konnten nur mit Mühe ihr Leben retten.  Dennoch blieb der Kontakt zu den Händlern am Nehru Platz. Auf dem Markt des Platzes bieten ständig 400-500 Händler ihre Waren an. Dennoch hat sich die Stadt am Ende für eine Linie des absoluten Verbots für die Händler entschieden. Dabei würden, so Madhu Kishwar, weder der Pkw-Verkehr noch die Fußgänger von den Händlern gestört.

Der Streit ist auch vor Gericht ausgetragen worden. Erst kürzlich hat Manushi  einen Prozess vor dem High Court in Delhi gewonnen, der den vertriebenen Händlern erlaubte, wiederzukehren. Die Entwicklungsagentur versprach vor Gericht, die Händler künftig in Ruhe zu lassen. Doch nur kurze Zeit später brach sie dies Versprechen.

Verfolgt werden vor allem die Händler und Händlerinnen, die mit Manushi Kontakt gehabt haben. Dieser Kontakt führte dazu, dass eine wachsende Zahl von Händlern entweder keine Schutzzölle mehr zahlte oder diese drastisch von 500 auf 50 Rupien reduzierten. Säuberungen wie auf dem Nehru Platz sind auch in anderen Teilen Delhis an der Tagesordnung, so auf dem Teebazar. Der oberste Gerichtshof hat hier einen Termin zum 30. August angesetzt.

Madhu Kishwar hat den Hungerstreik der Händler und der Zeitschrift Manushi in einem offenen Brief an den Lieutenant Governor, der im Auftrag der indischen Bundesregierung die Bundeshauptstadt Delhi regiert,  angekündigt. Kishwar befürchtet nun, dass die gegenwärtig stattfindende  Reorganisation der Märkte dazu führt, die  Korruption in Delhi noch weiter anwachsen zu lassen. Die Journalistin verlangt unabhängige Kommissionen, die die Vergabe der Standplätze überwachen. Für die Händler vom Nehru Platz fordert sie einen angemessenen Ort, auf dem sie ihrem Handel weiter nachgehen können.

Madhu Kishwar ist Autorin verschiedener Bücher zur Globalisierung. Als Chefredakteurin von Manushi war sie 2007 von der Frankfurter Buchmesse eingeladen, hat an der Universität Heidelberg, vor Frauengruppen in Bonn und  der Köln-Bonner Regionalgruppe des Journalistinnenbunds gesprochen.

Madhu Kishwar ist Mitglied in der Nationalen Kommission zu Unternehmen im unorganisierten, informellen Sektor, in der Herausgebervereinigung Indiens, in der Indischen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Studien, im Nehru Memorial Museums- und Bibliotheksgesellschaft (1989-2003).

Ihr Engagement der letzten 25 Jahren galt vor allem der Entbürokratisierung und Entkriminalisierung der indischen Wirtschaft; Wahlreformen; dem Kampf gegen Korruption und für Transparenz; Wegen zur Verhütung ethnischer Konflikte und zu größerem Verständnis und Respekt zwischen den Kulturen und religiösen Traditionen Indiens sowie der Stärkung der Frauenrechte im privaten und öffentlichen Raum und der Bürgerrechte.

Madhu Kishwar ist Anhängerin von Mahatma Gandhi. Gandhi hatte mit der Methode des gewaltfreien Widerstands  die Unabhängigkeit Indiens von den Engländern durchgesetzt. Dieser Widerstand beruht im Kern darauf, die Vernunft und das Gewissen des Gegners durch die eigene strikte Gewaltlosigkeit anzusprechen und durch die Bereitschaft, Schmerz und Leiden auf sich zu nehmen, auch den Gegner zu überzeugen.

 

Links zur Unterstützung der Frauenzeitschrift Manushi’ 

Mit einer Unterschrift: http://www.petitiononline.com/VENDORS/petition.html
Für Spenden und aktuelle Informationen: http://www.manushi-india.org/.



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