Menu
»Landraub. Reisen ins Reich des neuen Kolonialismus«
Seit die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis und Mais weltweit in die Höhe schiessen, hat ein ungleicher und erbarmungsloser Wettlauf um Land begonnen. Konzerne, Finanzgesellschaften oder Regierungen: sie kaufen, stehlen oder pachten weltweit große Ländereien. In seinem neuen Buch beschreibt Stefano Liberti Ursachen und Folgen des "Landraubs". mehr Infos
Infoquellen
Die neue Landnahme:
Der Globale Süden im Ausverkauf
INKOTA-Dossier 7 - Juni 2010
ARCHIV: Der Griff nach dem Land
Die Zahl der Land grabs sei nach dem Höhepunkt 2009 drastisch gesunken, verkündet das WorldWatch Institute (Siehe Grafik). Ob das stimmt, vor allem in der hier dargestellten Sturzflug-Form, und ob es ein anhaltender Trend ist, muss sich zeigen. Einiges spricht durchaus dafür, zum Beispiel eine gründlichere Prüfung von Meldungen und systematischere Datensammlungen wie die neue ‚Land Matrix’.
Die Land Matrix, die seit Ende April 2012 Online ist, ist die – nach ihrem Selbstverständnis - bislang umfassendste Datenbank zu großflächigen Landnahmen. Sie ist ein Projekt von Land Portal, das von fünf Entwicklungs- und Forschungsorganisationen, darunter die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, GIZ, und GIGA in Hamburg, getragen wird (International Land Coalition, ILC). Registriert wurden inzwischen über 1.000 landwirtschaftliche Investitionsprojekte seit 2000 mit einer Fläche von mindestens 70 Millionen Hektar, davon knapp die Hälfte in Afrika. Gut ein Viertel hätten inzwischen mit der Umsetzung begonnen.
Ein Bericht bietet eine erste Auswertung dieser Datenfülle und bestätigt eine Reihe bisheriger Beobachtungen und Befürchtungen. So zeigt sich, dass es sich bei der Hälfte der Flächen, die an kommerzielle Interessenten vergeben werden, um besonders gutes Land handelt, das von lokalen Bevölkerungen genutzt wird. Die Sammlung soll kontinuierlich und interaktiv fortgeschrieben werden. Beispielsweise wurden in einer neuen Rubrik für einzelne Länder und Regionen Verträge, Gesetze und Regulierungsmaßnahmen zusammengefasst, die sich auf Ernährung, Landwirtschaft und erneuerbare Ressourcen beziehen. Zunächst werden hier vor allem Informationen, die die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, FAO, gesammelt hat, eingestellt. Später sollen weitere Datenbanken integriert werden - der Weltbank, der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, und des Internationalen Forschungsinstituts für Ernährungspolitik, IFPRI.
Wie problematisch die Informationssammlung sein kann, zeigt aber die Kritik der Afrika-Expertin Deborah Brautigam ("The Dragon's Gift: The Real Story of China in Africa") an der neuen Datenbank. Nach ihren Informationen sind die Angaben falsch, nach denen China in Afrika mit über drei Millionen Hektar neben Indien der größte Land grabber sei. Großprojekte wie ein Ölpalmenprojekt in der Demokratischen Republik Kongo von 2,8 Millionen Hektar wären "seit Jahren tot". Andere würden lediglich von chinesischen Baufirmen im Auftrag anderer Investoren durchgeführt. (1) Einen kleineren, dafür mehr in die Tiefe der einzelnen Vorhaben gehenden Überblick bietet eine annotierte Bibliographie, die etwa 70 Publikationen umfasst. Sie liefert Stichwörter und Links zu den einzelnen Texten. Investoren Der vermeldete Rückgang von Investitionsvorhaben - wenn er denn stimmt - könnte aber auch darauf zurückgehen, dass Investoren nach der anfänglichen Euphorie vorsichtiger werden, weil sie mehr Risiken sehen. Interessant beispielsweise die Klagen von Investoren in Äthiopien über Arbeitskräftemangel in abgelegenen Regionen wie Gambella oder unzureichende Bodenfruchtbarkeit. Das staatlich-privatwirtschaftliche Partnerschaftsprojekt eines Southern Agricultural Growth Corridor of Tansania, SAGCOT, bei dem mit öffentlichen Geldern Infrastruktur bereitgestellt und die Investoren dann in Vertragslandwirtschaft die lokale Bevölkerung einbinden sollen, hat, so Oxfam, kaum einen privaten Investor anlocken können. Auch aus anderen Ländern kommen Meldungen, dass bei weitem nicht alle Vorhaben, die angekündigt oder bewilligt wurden, tatsächlich realisiert werden.
Das kann verschiedene Gründe haben: wachsender lokaler Widerstand, der sich immer besser vernetzt, striktere Regulierung oder fehlende wirtschaftliche Perspektiven und damit Renditeaussichten.
Von Uwe Hoering, Juli 2012.
Land Grabbing, was ist das?
"Private InvestorInnen aus Industrie- und Schwellenländern und staatliche Akteure sichern sich durch sogenannte Auslandsdirektinvestitionen (Foreign Direct Investments) und mittels langfristiger Pacht- oder Kaufverträge große Agrarflächen in Entwicklungsländern. Dort werden vorrangig Nahrungsmittel oder Energiepflanzen für den Export angebaut, die der Ernährungs- und Energiesicherung der Investorländer dienen. Auch die Sicherung von Süßwasserquellen und Rohstoffen ist ein entscheidendes Motiv.
Auf den folgenden Seiten finden Sie Information zu Land Grabbing im Ãœberblick!"
Quelle: Land Grabbing: Die Verdammten ohne Erde – Die Jagd nach Land und ihre Opfe:
Ein Projekt des: FDCL – Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.